Dass konventionell hergestellte Jeans bedenkliche und gesundheitsschädliche Giftstoffe enthalten, hat schon öfters die Runde gemacht. Doch worum geht es hier GENAU, warum sollte das UNSER Problem sein und was macht die bio-faire Herstellung ANDERS?
Das Jeans-Geschäft ist ein schmutziges – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Neben der Ausbeutung von Arbeitskräften verursacht die Herstellung jeder einzelnen Jeans Verschmutzungen und setzt Giftstoffe frei. Darunter leiden die ArbeiterInnen, die oft mit nur 30 Jahren arbeitsunfähig werden oder letztendlich an Folgeschäden sterben. Es gefährdet unsere Umwelt, denn Schwermetalle verseuchen das Wasser und eingesetzte Pestizide fördern das Bienensterben. Und zu guter Letzt schadet so eine Jeans auch uns selbst, den KonsumentInnen, denn wir nehmen die Bleichmittel über unsere Haut auf und können mit Ausschlag oder Allergien reagieren.
Worum geht es hier GENAU und warum ist das UNSER Problem?
Eine einzelne konventionell hergestellte Jeans benötigt in der Herstellung 2 kg Chemikalien, 8000 Liter Wasser, und ist für den Einsatz von Pestiziden in der Baumwollproduktion verantwortlich. Wie kann das sein? Nun, eine modische Jeans im typischen Denim-Look herzustellen, ist sehr aufwendig. Sehr, sehr aufwendig.
Baumwolle
Baumwolle ist ein tolles Textil-Material – leider ist die Herstellung nicht gerade umweltfreundlich. Die Baumwollproduktion ist für 24% des weltweiten Insektiziden-Einsatzes verantwortlich. Baumwolle ist anfällig für Insektenbefall, weswegen Pestizide und Insektizide auf den Feldern verwendet werden. Davon werden aber nicht nur die ArbeiterInnen krank, auch die Bienen sind gegen die eingesetzten Gifte machtlos. Die Folge: konventionelle Baumwollproduktion ist wesentlicher Mitverursacher des Bienensterbens.
Färben
Das typische Jeansblau ist seit Jahrzehnten charakteristisch und deshalb wohl nicht mehr wegzudenken. Natürlich sieht eine Jeans nicht von Anfang an so aus. Gefärbt wird mit Indigoblau, welches Schwermetalle benötigt, um den Färbeprozess wasserlöslich zu machen. Schwermetalle kennen wir z.B. in Form von Quecksilber oder Blei. Beim Färben mit Indigoblau wird Chrom oder Kadmium verwendet. Es macht die Farbe länger haltbar, und so kann in der Produktion am teuren Indigoblau gespart werden.
Schwermetalle sind nicht abbaubar, ab einer gewissen Menge hochgiftig und können Unfruchtbarkeit oder Krebs verursachen. Über die Jeans-Industrie fließt Chrom in das Abwasser und verseucht die Umwelt. In einer chinesischen Region, in der Jeans hergestellt werden, wurde eine Belastung des Abwassers mit Kadmium nachgewiesen – 128x höher als der erlaubte Wert.
Bleichen
Nun sieht unsere Jeans also dunkelblau aus. Leider reicht das nicht aus, denn die meisten Modelle haben eine viel hellere Farbe, und der typische Denim Look ist auch noch nicht erreicht.
Die Hose muss aufgehellt – also gebleicht – werden. Diese Bleichmittel werden alle auf Chlorbasis hergestellt. Nach dem dunklen Einfärben wird nun mehrmals gebleicht und gewaschen, immer wieder, bis die gewünschte Farbe erreicht wird.
Sollte die Jeans nicht genug ausgespült werden und Reste von der Chlorbleiche in der Jeans bleiben, können genau diese Chemikalien bei uns allergische Reaktionen auslösen. Wir nehmen die Chemikalien erwiesenermaßen durch Schwitzen über die Haut auf – und reagieren vielleicht mit einem fiesen Hautausschlag.
Sandstrahlung
Der beliebte Used-Look bringt leider auch seine Schattenseiten mit sich. Dafür wird Sand unter Hochdruck auf den Stoff geschossen. Die ArbeiterInnen werken aufgrund der geringen Sicherheitsstandards meist ohne Atemmaske. Durch das Einatmen des feinen Sand-Staubs müssen sie teilweise schwere Lungenschäden bis hin zur tödlichen Staublunge (Silikose) in Kauf nehmen.
In Conclusio: Die Denim-Produktion ist eine umweltverschmutzende Industrie, die Lebensräume zerstört und die ArbeiterInnen krank macht. Uns direkt betrifft die bedenkliche Herstellung ebenfalls – denn wer würde seiner Haut schon willentlich Bleiche aussetzen?
Was macht die bio-faire Herstellung ANDERS?
Unsere bio-fairen Parnter sind GOTS-zertifiziert. Dadurch wird die Produktion regelmäßig auf Umweltverträglichkeit und Inhaltsstoffe geprüft. Sichere Arbeitsstandards müssen eingehalten werden. Es dürfen also hochgifitige Chemikalien gar nicht verwendet werden. Unsere Denim-Hersteller gehen sogar noch weiter und forschen an alternativen Methoden, um die Jeans-Produktion langfristig umweltfreundlicher zu machen.
Bio-Baumwolle
Bio-zertifizierte Baumwolle (z.B. mit dem GOTS-Siegel ausgezeichnet) braucht viel weniger vom kostbaren Gut Wasser. Es dürfen außerdem nur ökologische Insektizide eingesetzt werden – d.h. kein Erkranken der ArbeiterInnen oder Bienensterben.
Umweltfreundliches Färben
Produkte, die GOTS oder ÖKO-Tex zertifiziert sind, dürfen keine schädlichen Inhaltsstoffe enthalten. Unsere Partner greifen auf Alternativen zurück und entwickeln moderne Farbprozesse, um das Färben zu umweltfreundlich wie möglich zu machen. Unsere Jeans tragen auch den ÖKO-Tex-Standard, der ganz genau überprüft, welche Mittel zum Färben der Textilie verwendet werden.
Unser Partner Armedangels hat sich auf künstliches Indigo spezialisiert. Sie imitieren das natürliche Indigoblau und brauchen keine Schwermetalle, denn die Farbe wurde bereits farb- & waschecht entwickelt. Der Färbeprozess wurde mit dem höchsten Sicherheitszertifikat (Gold Level Material Health Certificate) ausgezeichnet.
Wir beziehen einige Jeans-Modelle auch vom bio-fairen Label Kuyichi. Sie verfolgen die Strategie „Natur Pur“ und verwenden das natürliche und somit abbaubare Indigoblau. Da das natürliche Vorkommen an Indigoblau aber den Bedarf der Jeans-Industrie nicht decken kann, forscht Kuyichi gerade – ähnlich wie Armedangels – an einer neuen Farbe, die in der Umweltbilanz mit dem natürlichen Indigo mithalten kann.
Keine schädlichen Bleichmittel
Auch für die Aufhellung der Jeans arbeiten unsere bio-fairen Partner an verträglichen Alternativen. Verwendet wird etwa die Lasertechnologie, die den typischen Denim Look auf die Jeans „lasert“. Klingt gefährlich, ist es aber nicht, denn der Laser erzeugt keinen Rauch oder sonstige gesundheitsgefährdenden Beiprodukte.
Für Modelle der Farbe „stone-wash“ wird die sogenannte Ozon-Technologie verwendet. Die Jeans kommt in eine Maschine, die Luft und Ozon zum Aufhellen verwendet. Für den Prozess saugt die Maschine Luft ein, füllt dann das Innenleben mit Ozongas, in dem die Jeans geschleudert wird. So entsteht der typische Denim Look. Nach diesem Prozess wird das Ozon wieder in Luft umgewandelt und diese freigelassen.
Die Laser- oder Ozontechnologien sparen nicht nur 85% der eingesetzten Chemie, sondern auch über 60% an Energie & Wasser gegenüber der konventionellen Produktion ein.
Es geht auch anders: Bio-faire Jeans benötigen einen Bruchteil an Chemie, CO2 und Wasser gegenüber der konventionellen Produktion
Es gibt keine 100%-Natur-Jeans
Fakt ist: für die Herstellung von Jeans müssen gewisse Chemikalien verwendet werden, ohne geht es derzeit (noch) nicht. Bio-faire Hersteller benutzen aber nur einen Bruchteil der Chemie, die in der konventionellen Produktion verwendet wird. Dazu sind sämtliche Chemikalien unschädlich und zertifiziert sicher. Sie arbeiten außerdem immer weiter daran, den Herstellprozess noch umweltfreundlicher zu gestalten.
Soll die Lösung jetzt etwa sein, nie mehr Jeans zu kaufen? Natürlich nicht. Es muss aber nicht jede Saison ein neues Modell sein. Unsere bio-fairen Jeans wurden hochqualitativ erzeugt und sind dafür ausgelegt, viele, viele Jahre zu halten. Mit der richtigen Pflege (nicht so oft waschen!) bleibt die Jeans lange erhalten.
Unsere Partner sind sehr bemüht, ihre Produktionskette so transparent wie möglich zu machen. Habt ihr eine Jeans bei uns gekauft und wollt wissen, wie und wo genau sie hergestellt wurde? Dann schreibt uns ein Mail an info@chic-ethic.at – wir lassen euch gerne weitere Detailinfos zukommen!