Eine Packung konventioneller Kaffee kostet fast nichts; Kaffee aus bio-fairem Anbau noch immer wenig… wenn man weiß, welch unglaubliche Arbeit dahinter steckt. Hier geben wir einen Einblick.
Kalema von der internationalen NGO „Progreso“, die Aufbauarbeit in Uganda unterstützt, sagt über die Produktion von hochwertigem Kaffee: „…im Kaffee steckt so harte Arbeit. Und vor allem geht es um Aussortieren, Aussortieren, Aussortieren.. bis nur die besten Bohnen übrigbleiben. Schätzt diese unglaublich harte Arbeit! Schätzt den Wert, der dahinter steckt, mit jeder Tasse, die ihr trinkt!“
Die meiste Arbeit ist Handarbeit
Im Kaffee steckt unglaublich viel Handarbeit. Denn was die wenigsten wissen: 80% des weltweit angebauten Kaffees wird von 25 Millionen Kleinbauernfamilien produziert, die weniger als 10 Hektar Land besitzen. Viele haben noch deutlich weniger Fläche zur Verfügung, zum Beispiel in Uganda: Dort bauen Familien oft nur auf einem halben Acre (ca. 2000m²) oder einem Acre (ca. 4000m²) Kaffee an. Aufgrund dieser Kleinteiligkeit stehen den BäuerInnen auch fast keine Maschinen zur Verfügung. Außer sie haben sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen, die gemeinsam, z.B. mit der Fairtrade-Prämie, Geräte anschafft, die dann alle Mitglieder nutzen können.
Bio-fairer Qualitäts-Arabica (washed Arabica) aus Uganda: 5 Mal handverlesen
Wir haben bei der Besichtigung des Verarbeitungsprozesses nachgezählt: Die Kaffeekirschen bzw. -bohnen werden, zusätzlich zu diversen maschinellen Sortierverfahren, 5 Mal handverlesen! Dieses händische Aussortieren schlechter bzw. ungewünschter Bohnen betrifft vor allem die allerersten Arbeitsschritte. Hier der Reihe nach und im Detail:
Das Ernten der reifen Kaffeekirschen
Die erste händische Auslese findet beim Pflücken der Kaffeekirschen statt: Es werden nur die reifen, roten genommen. Es gibt übrigens eine Haupterntezeit pro Jahr und einige Nebenernten, bei denen laufend kleinere Mengen gepflückt werden.
Erste Verarbeitungsschritte in der „Micro Washing Station“
Der Kaffee, um den es hier geht ist ein hochqualitativer „fully washed Arabica“. Das Spezielle beim „fully washed Arabica“ ist, dass er gewaschen und fermentiert wird. Dadurch bekommt der Kaffee mehr fruchtige, spritzige Geschmacksnoten.
Und so geht es nach dem Pflücken weiter: Der Kaffeebauer bringt noch am selben Tag die frischen Kaffeekirschen zur nächstgelegenen „Micro Washing Station“, um rasch die ersten Verarbeitungsschritte einzuleiten. Und hier passiert auch die zweite händische Auslese. Die Kirschen werden in einen großen Bottich mit Wasser gegeben und gut umgerührt. Jene Kirschen die obenauf schwimmen werden ausgesondert; diese sogenannten „floaters“ sind für die weitere Verarbeitung unbrauchbar. Danach werden die Kaffeekirschen geschält. Das passiert in den kleinen „Micro Washing Stations“ oft noch mit einfachen, händisch betriebenen Schälmaschinen.
Dritte händische Auslese: Beim geschälten Kaffee, der aus der Schälmaschine kommt, gibt es auch immer einen Teil ungeschälte Kaffeekirschen dabei; diese werden nun händisch aussortiert. Jetzt wird der Kaffee gewaschen und in Behälter gegeben, in denen er ca. einen Tag geschlossen fermentiert. Danach wird der Kaffee solange händische gewaschen bis das gesamte restlich Fruchtfleisch von den Bohnen entfernt ist. Vierte Auslese: Bevor der sogenannte „Pergamentkaffee“ zum Trocknen ausgelegt wird, werden die vom Fruchtfleisch entledigten, fermentierten Bohnen wieder auf fehlerhafte Bohnen durchsortiert.
Schließlich geht’s zum Trocknen. Auch das ist keine ganz einfache Sache und braucht Erfahrung. Die Bohnen sollen nicht zu schnell und zu stark trocknen, dürfen aber auf keinen Fall zu lange zu feucht sein. Am Ende ist ein max. Feuchtegehalt von 12,5% das Ziel. Mehr dürfen die Pergamentbohnen für die Weiterverarbeitung nicht haben.
So, die Bohnen sind getrocknet und die meiste Handarbeit ist getan. Der Pergamentkaffee ist fertig für den Transport zum Sitz der Kooperative, wo die weiteren maschinellen Verarbeitungsschritte folgen (Pergamenthaut entfernen, Größensortierung etc.). Die Bauernfamilien sind stolz auf ihre Ernte und die Qualität und Mühe die sie hineingesteckt haben, um einen Spitzenkaffee zu produzieren. Im Bild unten sieht man die Familie von Namasaka Samba (ganz links), die bio-fairen Kaffee an den Hängen des Mount Elgon in Uganda anbaut. Ihre Bohnen sind im bio-fairen Kaffee Jambo der EZA drinnen.
Manchmal ist der Transport zur Kooperative von den Bergen ins Tal extrem anstrengend und kann nur Sack für Sack auf Motorrädern erfolgen…
Anfangs habe ich geschrieben, dass der Kaffee 5-mal handverlesen wird. Viermal wurden er bis hier händisch durchsortiert. Die fünfte -und letzte- händische Auslese findet nach den mechanischen Arbeitsgängen (Pergamenthaut entfernen, Größensortierung etc.), die unten im Tal bei der Kooperative passieren, kurz vor dem Verpacken für den Export statt. Dann werden die Bohnen nochmals händisch durchsortiert. Dafür arbeiten im Kaffeelager der Kooperative etwa 30 Frauen 14 Tage lang am Verlesen eines Containerinhalts. Das sind immerhin circa 6000kg.
So, der Kaffee ist fertig für den Export, aber die Kaffee-Verarbeitungskette ist noch lange nicht zu Ende. Ab jetzt geht es im Container per LKW zum nächsten Hafen, dann nach Übersee und dort in die Röstereien… Aber das ist eine andere Geschichte. Hier wollte ich erzählen, welch unglaubliche Arbeit in den Produktionsländern des Kaffees geleistet wird… und ich hoffe, ich konnte anhand unserer Erfahrungen, die wir in Uganda gemacht haben, einen Einblick geben.
Eines wurde uns auf unseren Reisen zu den ProduzentInnen klar: Fairtrade-Preis und -Prämie für die Einhaltung sozialer Standards, die Bio-Prämie für den biologischen Anbau und eine Qualitätsprämie für hochqualitativen Kaffee erlauben den ProduzentInnen auf einem ganz anderen Niveau zu leben und zu arbeiten als ihre KollegInnen aus dem konventionellen Landbau. Wir KonsumentInnen profitieren auf der anderen Seite von Spitzenqualität.
Wie Kalema, den ich anfangs zitierte, sagte: „Schätzt den Wert, der dahinter steckt, mit jeder Tasse, die ihr trinkt!“ – Dann haben alle etwas davon.