Materialien zum warm halten

Sich warm halten… aber mit welchem Material?

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Decken, Mäntel, Anoraks, Pullis… alles dazu da, um uns warm zu halten. Aber welche Materialien stecken dahinter? Und welche sind betreffend Ethik und Umweltschutz die besten?

Das Thema ist gerade in kalten Zeiten top-aktuell und nicht so einfach. Wir Menschen brauchen Kleidung, die uns wärmt. Es gibt dazu mehrere Materialien. Und das vorweg: Alle haben Vorteile und Nachteile!

Kunstfasern, Wolle, Daune… was ist das beste warme Material?

Eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Meiner Meinung nach gibt es kein warmes Material, das ALLE Kriterien bestens erfüllt: ressourcenschonend, in großen Mengen herstellbar, bestens wärmend, vegan, recyclingfähig, kompostierbar… Je nach dem, worauf man individuell besonders Wert legt, wird die Beurteilung auch ganz unterschiedlich ausfallen.
Auch wir, die wir uns seit circa 30 Jahren mit den Themen „Faire Arbeitsbedingungen“ und „Umwelt- und Naturschutz“ beschäftigen, haben dafür keine 100% zufriedenstellende Lösung.
Nur beim Thema „Faire Arbeitsbedingungen“ ist es einfach: Unabhängig von den Vor- und Nachteilen des verarbeiteten Materials sollten die Menschen, die sie verarbeiten, immer gut behandelt werden!

Warme Materialien aus Naturfasern sind zum Beispiel Schafwolle
Viele Naturmaterialien haben bereits aufgrund der Fasereigenschaften einen unglaublich wärmenden Effekt, zum Beispiel Schafwolle.

Die Wahl des besten warmen Materials: immer ein Kompromiss.

Wie gesagt: Je nachdem, welches Thema persönlich besonders wichtig ist, wird die Bewertung des bevorzugten Materials ausfallen. Veganer*innen, die tierische Produkte komplett ausschließen, haben andere Prioritäten als Winterbergsteiger*innen, denen Leichtigkeit und hohe Wärmefähigkeit besonders wichtig sind. Winterbergsteiger*innen werden eher Daune und hochwertige Wolle bevorzugen, während Verganer*innen zu Kunstfasern, Kapok, Baumwolle und Lyocell greifen werden.

Vor- und Nachteile von wärmenden Materialien

Kunstfasern

Kunstfasern sind problematisch aufgrund von Mikroplastik

Kunstfasern sind, unabhängig von Klimazonen, überall billig herzustellen. Dank Kunstfasern braucht niemand mehr zu frieren, denn sie sind so billig, dass sich jeder Mensch etwas Warmes leisten kann. Aber: Sie sind aus zwei Gründen sehr problematisch.

Erstens aufgrund der Mikrofasern die bei jedem einzelnen Waschgang millionenfach in die Umwelt abgegeben werden und dadurch enorme Umweltprobleme erzeugen. (Zu diesem Thema empfehlen wir unseren informativen Blogbeitrag „Plastik zur Hauptspeise„.) Und zweitens aufgrund des Ausgangsprodukts Erdöl. Wenn wir vom Verbrennen und Verarbeiten fossiler Rohstoffe wegkommen wollen, dann sollte auch für die Produktion von Textilien kein Erdöl mehr verwendet werden. Auch das Recycling von Kunstfasern ist leider keine vielversprechende Lösung: Es wird zwar Erdöl gespart, aber recycelte Kunstfasern produzieren leider – wie neueste Studien zeigen- besonders viele Mikrofasern.

Daunen

Daunen von Vögeln (Gänsen, Enten) sind extrem problematisch aufgrund der Behandlung der Tiere. Es gibt zwar schon Fortschritte in der Tierbehandlung und auch diverse Zertifikate wie z.B. den Responsible Down Standard (RDS), aber es ist und bleibt eine grausame Sache. Deshalb haben wir auch keine Daunenprodukte in unserem Sortiment.

Daunen halten warm, werden aber durch grausame Methoden gewonnen

Kapok

Kapok-Pflanze

Kapok, die „natürliche Pflanzendaune“, stammt vom Kapok-Baum und ist vegan, aber nur bedingt als Wärmefaser einsetzbar: Sie bricht leider sehr leicht. So wärmt sie zwar zu Beginn sehr gut, die Wärmedämmung lässt dann aber sehr schnell nach, weil die wärmenden Kapok-Hohlfasern einfach zu Staub zerfallen. Kapok wird heute eher für Matratzen und Bettdecken eingesetzt und dabei meist in Kombination mit anderen Materialien wie Baumwolle oder Wolle verarbeitet.

Weitere Faser-Materialien wie Baumwolle, Hanf oder Tencel können durchaus auch zu wärmenden Kleidungsstücken verarbeitet werden. Vor allem Baumwolle ist hierbei vielseitig einsetzbar und leicht zu pflegen. Aber wenn es so richtig kalt wird, dann sind sie sicher nicht die erste Wahl. In diesem Fall habe ich persönlich einen anderen Materialfavoriten. Und eine vegane Alternative.

Baumwolle

Wir brauchen warme Sachen: Hier unser Material-Favorit und eine vegane Alternative

Wir Menschen brauchen warme Materialien, wenn es kalt ist. Da ich selbst auch Bergsteiger bin und im Winter auch bei rauen Bedingungen unterwegs bin, brauche ich sehr warme Kleidung. Kleidung, die noch dazu leicht ist und auch bei Nässe noch gut wärmt – da fällt Baumwolle gleich aus.

Ich bin aufgrund der in Jahrmillionen entwickelten fantastischen Eigenschaften der Wolle ein Fan dieses kostbaren Naturmaterials. Wolle ist leicht, wärmt fantastisch und wärmt auch dann noch, wenn sie feucht wird. Außerdem ist Wolle recyclebar und biologisch abbaubar. Dabei ist mir bewusst, dass die Nutzung von Wolle nicht unproblematisch ist, weil die Tendenz besteht, dass Tiere schlecht behandelt werden. Mehr dazu weiter unten.

Eine kbT zertifizierte Bio-Schafherde

Auf jeden Fall bin ich kein Fan von Kunstfasern wegen der Mikrofaser- und Erdöl-Problematik und überhaupt kein Fan von Gänsedaunen, weil das Rupfen bzw. Raufen von Daunen einfach grausam ist und ich nicht erkenne, wie das jemals tierfreundlich geschehen kann. Das ist für mich der große Unterschied zur Wollproduktion. Wenn die Haltung der Tiere tiergerecht erfolgt und auch das Scheren schonend durchgeführt wird, scheint mir das akzeptabel.
Wolle ist für mich vor allem dann akzeptabel, wenn die Kleidung sehr lange verwendet wird. Ein hochwertiger Wollpulli ist sicher nichts für nur eine Modesaison. So ein Pulli sollte viele Jahre getragen und wenn nötig auch immer wieder repariert werden.

Und was ist die vegane Alternative?
Wenn es wirklich kalt wird und wenn man auf Daune und Wolle verzichten möchte, gibt es meiner Meinung nach derzeit keine wirklich zufriedenstellende Alternative. Am ehesten wird es wohl eine Wattierung aus recycelter Kunstfaser wie z. B. Polyester sein. Die wärmt ganz gut und ist auch nicht feuchtigkeitsempfindlich, besteht aber ursprünglich aus Erdöl, lässt sich irgenwann nicht mehr recyclen und hat noch weitere Nachteile, die ich oben schon beschrieben habe.

Das gibt es bei uns an Wolle

Merinowolle

Sportswear von Engel aus Merinowolle

Die meisten Produkte aus Merinowolle bei uns stammen von der Fa. Engel. Sie ist GOTS zertifiziert und die Wolle stammt aus kbT (kontrolliert biologischer Tieraltung). Mit dem GOTS-Siegel werden faire Arbeitsbedingungen UND der Bio-Standard zertifiziert; so gehört GOTS derzeit zu den allerstrengsten Zertifikaten, die wir im Textilbereich finden. Mit kbT, der kontrolliert biologischen Tierhaltung, werden strenge Kriterien zum Thema Tierschutz festgelegt. Sie umfassen unter anderem die Herkunft der Tiere, die verwendeten Futtermittel, die Krankheitsvorsorge, die Einrichtung und Reinigung der Ställe, den Zugang zu Freigelände, das Vermeiden von Überweidung und Erosion etc. (Dass die allgemein bekannte und schreckliche Praktik des Museling hier keinen Platz hat, ist klar.)

Mohairwolle

Die Mohairprodukte beziehen wir von einem kleinen Familienunternehmen aus Nordspanien, das seit Generationen Wolldecken herstellt. Hier überzeugen uns die fantastische Qualität und die (inzwischen seltene) handwerkliche Produktion in Europa. Die Mohairwolle stammt aus Südafrika; die Situation in der Wollproduktion vor Ort wurde von der norwegischen NGO Etisk Handel Norge (Ethical Trade Norway) im Jahr 2020 in folgender Studie erhoben: „Wool & mohair industries in South Africa“.

Mohair Produkte aus Spanien

Alpakawolle

Unsere Produkte aus Alpakawolle

Die Alpakaprodukte beziehen wir von Fair Trade Partner*innen, die zum Teil seit Jahrzehnten mit dem Fairen Handel zusammenarbeiten, wie zum Beispiel Asarbolem oder Raymisa.
Der Fokus dort war zu Beginn, den extrem armen Produzent*innen im peruanischen und bolivianischen Hochland eine Überlebenschance zu bieten. Dank der jahrzehntelangen Aufbauarbeit hat sich die Situation der Landbevölkerung schrittweise verbessert. Auch die Situation der Alpakas hat sich in diesen Qualitätsbetrieben verbessert; zu Beginn wurden sie oft mit zu stumpfen, ungeeigneten Scheren von schlechtausgebildeten Scherer:innen geschoren und die Wolle vermischt. Inzwischen werden die Scherer gut ausgebildet und benutzen geeignete Scheren, auch um die unterschiedlichen Wollqualitäten sauber zu trennen.

Fazit: Das „richtige“ Material – kein Schwarz-Weiß Thema

Wie gesagt, das Thema „Wahl des richtigen Materials“ wenn es um Kälteschutz geht, ist nicht ganz einfach und meiner Meinung nach keinesfalls Schwarz-Weiß zu betrachten. Unbestritten für mich ist aber, dass die Produktion möglichst wenig mit Menschen- und Tierleid und Umweltschäden erfolgen soll. Da sind noch viele Fortschritte nötig. Dabei gibt bereits einige Vorzeigebetriebe und Betriebe die sich erst in die richtige Richtung auf den Weg machen… wichtig ist, dass die Richtung stimmt und wir in diese Richtung weitergehen!

Was sind eure Tipps für warme, ethische Materialien? Tauschen wir uns in den Kommentaren aus!

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