Unmöglich billig? So funktioniert Shein

Veröffentlicht von

Zu billig um widerstehen zu können, sagen manche. Zu verrückt, um wahr zu sein, sagen andere. Ein neuer Textilriese aus China toppt jegliche Verrücktheiten der Fast Fashion Industrie.

Fast Fashion war bisher verbunden mit Namen wie H&M und Zara. Was jetzt der chinesische Konzern Shein macht, ist eine neue Kategorie und braucht deshalb eine neue Bezeichnung: Ultra Fast Fashion.

7000-8000 neue Modelle… pro Tag!

So viele neue Modelle gehen bei Shein pro Tag online! Im Vergleich dazu gehen bei Zara ca. 200 Modelle pro Woche online, also im Schnitt ca. 30 pro Tag. 7000-8000 zu 30, das ist 250 mal so viel! Alleine diese Zahlen zeigen, dass es sich um eine ganz neue Dimension des Textil-Wahnsinns handelt. Aber es geht noch viel weiter.

Kleid um €7,99, Top um € 5,99…
Screenshot vom 4.2.2022 der Website https://de.shein.com

Geklautes Design, fast ausschließlich aus billigem Polyester

Unmengen an Designs sind einfach geklaut. Bei den Mengen an neuen Modellen die täglich in den Verkauf kommen, ginge es wahrscheinlich gar nicht anders. Jedenfalls finden zahlreiche Designer*innen, oft von kleinen Labels, plötzlich ihre Modelle im Shop von Shein. Der schamlose Ideenklau kennt offenbar keine Grenzen und hat, bei der Größe des Unternehmens und in dem Land in dem es produziert, nicht die geringsten Konsequenzen. Produziert wird fast ausschließlich aus unschlagbar billigem Polyester: gut für den Gewinn des Konzerns, extrem schlecht für die Umwelt und die Menschen, wie wir in unserem Blogbeitrag „Plastik zur Hauptspeise“ bereits thematisiert haben.

Sehenswerte Doku von Funk, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF.
Foto/Screenshot: © funk.net

Schamloses Greenwashing und gefälschtes Zertifikat

Das Greenwashing des Konzerns ist so schamlos, dass man fast glauben könnte, es macht sich damit über das Thema Nachhaltigkeit einfach nur lustig. Man könnte es vielleicht tatsächlich lustig finden, wenn die Dimension des Unternehmens und die Unmengen der produzierten Junk-Ware nicht so enorm wären. Und wenn das Thema Nachhaltigkeit nicht so brennend wäre. Brennend im wahrsten Sinne des Wortes: denn über die Hälfte der weltweit produzierten Kleidung landet innerhalb eines Jahres auf Müllhalden oder werden verbrannt. Verbrannt werden sie meist in offenen, qualmenden, gesundheitsschädigenden Feuern am Rande von Großstädten in Entwicklungsländern.
Apropos gefälschtes Zertifikat: „Shein hat auf der eigenen Website lange behauptet, man wäre mit dem Standard SA8000 zertifiziert. Der bezieht sich auf Kinderarbeit, Zwangsarbeit und allgemeine Arbeitsbedingungen. Leider war die entsprechende Organisation die diesen Standard vergibt überhaupt nicht mit Shein in Kontakt.“ (Quelle: Funk, das Content-Netzwerk von ARD und ZDF)

Empfehlenswerte Recherche der NGO Public Eye: „Schuften für Shein: Wo die Billigmode der Generation Tiktok genäht wird.“
Foto: © publiceye.ch

Last but not least: Ausbeutung, Ausbeutung, Ausbeutung

Unmenschliche Arbeitsbedingungen und gnadenlose Ausbeutung der Arbeiter*innen sind die Voraussetzung für das Funktionieren so eines Systems dieser Größenordnung. Dafür sind einige Voraussetzungen notwendig. Denn wo es keine Menschen gibt, die sich ausbeuten lassen, oder Gesetze herrschen und durchgesetzt werden, die so etwas verhindern, gibt es auch solche Zustände nicht. Im Fall von Shein, das in China produziert, lagert und verschickt, kann der Konzern auf ein fast unerschöpfliches Heer billiger Arbeitskräfte aus dem chinesischen Hinterland zurückgreifen, das in den Industriestädten ihr Glück sucht. Arbeitsverträge, Arbeitszeitregelungen und Arbeitssicherheit sind dort kein Thema und den Staat kümmert es auch nicht… perfekte Bedingungen für einen skrupellosen Konzern. „Shein ist eine Verkörperung des Schlimmsten, was die Globalisierung zu bieten hat“ heißt es dazu in der Doku von Funk.

10-14h Arbeitszeit pro Tag, 28-30 Tage pro Monat!

Genau: das ist kein Schreibfehler. 11-14 Stunden Akkordarbeit pro Tag. Aber nicht nur an zwei oder drei Tagen pro Woche, sondern an sieben Tagen! Und 1-2 Tage frei pro Monat… das erinnert an Zustände wie im 19. Jahrhundert. Die Stücklöhne, die den Arbeiter*innen gezahlt werden, sind derart gering, dass sie sich einerseits für ihren Lohn kaputt arbeiten und andererseits Endverkaufspreise von 3€ oder 5€ für ein Kleid oder eine Hose möglich sind. (Quelle: Public Eye )

Was wir tun können

Nicht mitmachen! Bewusstsein dafür schaffen, welch dramatische Auswirkungen für Mensch und Umwelt dahinterstecken; Kinder und Jugendliche aufklären. Mit Billig-Mode-Junkies darüber reden, was sie tun, wenn sie Junk-Mode kaufen. Selbst keine Fast Fashion kaufen und mit anderen darüber reden, warum sie keine Fast Fashion kaufen sollten. Und wenn wir etwas kaufen, dann bio und fair… uns und unserer Umwelt zuliebe!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert