Bei den Global Mamas in Ghana

Bei den Global Mamas in Ghana: Bio-faire Kleidung aus Westafrika!

Veröffentlicht von

Im Mai besuchten wir eine beeindruckende NGO, nämlich die Global Mamas, in Ghana. Diese Fair Trade Gruppe zeigt, dass die Herstellung bio-fairer Kleidung auch abseits der Hot Spots der globalen Textilindustrie funktionieren kann.

Ghana: kein Hotspot für Textilproduktion, sondern für Entsorgung!

Abseits der großen textilverarbeitenden Länder in Asien produzieren die Global Mamas GOTS-zertifizierte, bio-faire Kleidung im westafrikanischen Land Ghana. Das ist tatsächlich außergewöhnlich, denn ein Hotspot der Textilproduktion ist Ghana sicher nicht – im Gegenteil! Ghana ist ein Land, in dem ein großer Teil des europäischen Textilmülls landet. Pro Woche treffen in Accra circa 100 Container mit rund 15 Millionen Stück Altkleidung ein. Etwa die Hälfte davon ist schlicht und einfach Müll, da die Kleidung nicht mehr getragen werden kann. Aufgrund der Zunahme von minderwertiger Fast Fashion ist dieser Anteil stark steigend. Der Rest kommt auf Second Hand Märkte und wird früher oder später auch zu Müll.

Die Kleidung besteht laut einer Analyse von Greanpeace zu über 90% aus Kunstfasern. Da es keine reguläre Müllentsorgung in Ghana gibt, werden diese gigantischen Textilmüllberge entweder verbrannt oder im Meer bzw. in der Landschaft entsorgt. Die Folgen sind für Umwelt und Menschen katastrophal. Zusätzlich ist aufgrund der Überschwemmung Westafrikas mit Altkleidung die lokale Produktion neuer Textilien stark zurückgegangen.

Zu Besuch bei den Global Mamas.

Zu Besuch bei den Global Mamas in Kpong und Cape Coast, Ghana
Hélène und Andreas Reiter-Viollet von Chic Ethic zu Besuch bei den Global Mamas in Kpong und Cape Coast, Ghana (Foto: Chic Ethic)

Umso erstaunlicher ist es, dass in Ghana eine Frauengruppe, die Global Mamas, hochwertige, bio-faire Kleidung produzieren. Was im Jahr 2003 mit 6 engagierten Frauen begann, hat sich inzwischen zu einer NGO entwickelt, in der über 300 Personen beschäftigt sind.
Lange schon wollten wir, Hélène und Andreas, dieses Projekt besuchen, weil diese NGO auch aus der Ferne schon zu unseren Lieblingsprojekten im Fairen Handel zählte. Im Mai 2025 ist es uns schließlich gelungen: Eine Reise zu den Global Mamas nach Ghana. An zwei Standorten im Süden Ghanas, in Kpong am Voltastausee und in Cape Coast an der Küste, haben sie sich auf die Herstellung von sommerlicher Damenkleidung spezialisiert, die mit der aufwändigen Waxprint-Technik (Wachsdruck) veredelt ist.

Das Fair Trade Center in Kpong am Voltastausee.

Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana
Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)

Staubige, holprige Straßen führen von der Hauptstadt Accra an der Küste in Richtung Kpong am Voltastausee. Die Landstraßen sind gesäumt von einfachen Hütten, kleinen Häuschen und Verkaufsständen, an denen die angrenzenden Bewohner*innen ihre Produkte, oft Obst und Gemüse von ihren Gärten und Feldern, anbieten. Plötzlich taucht am Straßenrand ein Schild auf, auf dem Fair Trade Zone steht. Wir biegen auf einen noch holprigeren Feldweg ein und rumpeln durch das Hinterland.

Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana
Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)

Plötzlich taucht im Grünen ein flacher Bau auf, der aussieht wie aus einer Architekturzeitschrift: Die klaren, zweigeschossigen Baukörper der Fair Trade Zone mit ihren eleganten Bambusfassaden fügen sich perfekt in die Landschaft ein. Der Bau wurde mit Hilfe von Ingenieur*innen ohne Grenzen realisiert und vom österreichischen Architekten Jürgen Strohmayer geplant. Der Kontrast zu den ärmlichen Hütten an der Straße ist enorm. Sofort ist klar, dass hier etwas Besonderes passiert ist. Und tatsächlich: Der Bau beherbergt die Wachsdruck-Abteilung der Global Mamas, die Färberei, die Schneiderei, ein Schmuckatelier, eine Papierwerkstätte, eine Taschenmanufaktur, Webstühle und eine Seifen- und Naturkosmetikproduktion.

Waxprint – Wachsdruck: Eine einzigartige Drucktechnik.

In der Waxprint (Wachsdruck) Abteilung der Global Mamas in Kpong
In der Waxprint (Wachsdruck) Abteilung der Global Mamas in Kpong (Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)
In der Waxprint (Wachsdruck) Abteilung der Global Mamas in Kpong
Die Stempel werden vorsichtig in heißes Wachs getunkt und dann auf die Stoffbahnen gedruckt. Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)

Obwohl die Global Mamas auch Taschen, Papierwaren, Schmuck und Naturkosmetik produzieren, sind sie für ihre bio-faire Waxprint-Kleidung berühmt. Früher waren es Holzstempel, heute sind es Stempel aus Schaumstoff, die für den Wachsdruck verwendet werden. Die Stempel werden in siedend heißes Wachs getunkt und dann vorsichtig, mit viel Gefühl und ohne zu tropfen, auf den Stoff gedruckt. Dabei ist viel Fingerspitzengefühl nötig: Wenn zu wenig Wachs verwendet wird, wird das Muster unregelmäßig und lückenhaft. Bei zu viel Wachs am Stempel entstehen unförmige Flecken am Stoff. So wird von den Waxprint-Spezialistinnen konzentriert und ausdauernd ein Druck neben den anderen gesetzt: Stoffbahn nach Stoffbahn.

Druck, Färben, Nähen… bis zum Versand: Alles vor Ort!

Näherei der Global Mamas in der Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana
Näherei der Global Mamas in der Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)
Näherei der Global Mamas in der Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana
Näherei der Global Mamas in der Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)
Qualitätskontrolle und Papiermanufaktur der Global Mamas
Qualitätskontrolle und Papiermanufaktur der Global Mamas Auf dem Weg zur Fair Trade Zone in Kpong am Voltastausee, Ghana (Foto: Chic Ethic)

Die weißen Ballen mit dem Bio-Baumwollstoff werden zu den Global Mamas in die Fair Trade Zone geliefert. Ab diesem Punkt werden alle weiteren Arbeitsschritte vor Ort ausgeführt: Das Zuschneiden der Stoffbahnen, das Bedrucken mit der Waxprint-Technik, das Färben, der Zuschnitt, das Nähen, die Qualitätskontrolle und schließlich das Verpacken und Versenden.

Einzigartig in ganz Westafrika!

Bio-faire Mode von den Global Mamas aus Ghana
Bio-faire Mode von den Global Mamas aus Ghana (Fotos: Global Mamas)

Die Fair Trade Zone der Global Mamas in Kpong ist einzigartig in ganz Westafrika. Die einst blühende Textilproduktion und auch der Baumwollanbau sind in der Region in den letzten Jahren enorm unter Druck gekommen: Die unvorstellbare Menge an Altkleidung mit der Westafrika überschwemmt wird, hat die Neuproduktion von Mode vor Ort extrem reduziert. Umso erstaunlicher ist es, dass sich gerade hier eine Frauen-NGO etabliert hat, die nicht nur hochwertige Damenkleidung in GOTS zertifizierter Bio-Qualität produziert, sondern auch als Mitglied der WFTO höchsten Wert auf faire Arbeitsbedingungen legt. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte und ein vorbildliches Best Practice Beispiel!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert