Online Shopping

CO2-Bilanz: wie ist das denn jetzt mit den Online-Bestellungen?

Veröffentlicht von

In Quarantäne-Zeiten waren wir alle sehr froh, dass viele – auch österreichische – Unternehmen Webshops haben, dank denen wir nicht auf unsere gewohnten Lieblingsprodukte verzichten mussten. Jetzt können wir uns ja wieder aussuchen, ob wir online bestellen oder stationär kaufen. Da stellt sich die Frage: was ist denn wirklich die umweltfreundlichere Variante?

Das spricht für den Online-Kauf

Webshop verbraucht weniger Energie als stationärer Shop

Wer im Internet kauft, verbraucht dabei wesentlich weniger Energie als man für einen Kauf im Geschäft beanspruchen würde. Gegen hunderte Quadratmeter Schaufläche, die beheizt, klimatisiert, mit Strom ausgestattet und geputzt werden müssen, steht lediglich der eigene Stromverbrauch vom Laptop oder Handy.

Dazu kommt, dass die Ware für den Onlinekauf meist aus einem schmutz- und lichtgeschützten Lager genommen wird, während Artikel in einem Geschäft auch präsentiert werden. Das heißt zum Beispiel sie werden extra gebügelt, ausgestopft, regelmäßig geputzt, beleuchtet, eingeschaltet… oder in anderer aufwendiger Art zur Schau gestellt.

Optimierte Versandrouten

Wenn ein Paket verschickt wird, wird es im Idealfall in einem voll ausgelasteten LKW mit optimierten Routen von Verteilzentrum zu Verteilzentrum und schließlich vor die Haustür befördert. Damit kann der eigene Weg zum Geschäft klimatechnisch nicht mithalten – vor allem nicht in ländlichen Regionen, wo mit dem Auto zum Ziel gefahren werden muss. Außerdem legt man diese Strecke für den Heimweg ja noch einmal zurück.

Ein Paket in einem voll ausgelasteten LKW verbraucht im Regelfall weniger Energie als der Kauf im klimatisierten oder beheizten Geschäft.

Ganz so einfach ist es aber doch nicht

Der Vorteil der Paketlieferung kippt ins Negative, wenn das Paket von der vorgesehen Route abkommt oder nicht ausgeliefert werden kann. Wenn zum Beispiel niemand daheim ist, der das Paket entgegennehmen kann und am nächsten Tag muss das Paket erneut zugestellt werden. Oder die Bestellung wird in einem Paketshop hinterlegt, der im schlimmsten Fall wieder umständlich erreichbar ist. Absolute Klimasünde: einen Zustelltermin vereinbaren. Denn hier muss eine extra Runde abseits der üblichen, optimierten Route gedreht werden, um die Bestellung genau zum vereinbarten Zeitpunkt abliefern zu können.

Eine erneute Zustellung lässt sich vermeiden, wenn etwa ein Ort vereinbart wird, wo das Paket hinterlegt werden kann. Oder ein Nachbar / eine Nachbarin des Vertrauens nimmt die Bestellung entgegen.
Wenn eure Abholstation gleich in der Nähe ist, also z.B. zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar, bietet es sich an, seine Bestellung direkt dorthin liefern zu lassen. Viele Lieferdienste bieten über Apps auch an, das Paket gleich im Paketshop zu hinterlegen.

Todesurteil Retouren

Wenn also das Paket den vorgesehenen Weg nimmt, ist die Online-Bestellung gegenüber dem stationären Kauf CO2-technisch klar im Vorteil. Eine Retoure macht diesen Vorteil natürlich sofort zunichte. Wer eine Bestellung wieder zurückgehen lässt, löst nicht nur eine Lawine an Arbeit aus und zieht die eigene Klima-Bilanz ins Negative, sondern kostet dem Händler auch einiges. Ca. 10€ zahlen Händler durchschnittlich pro Retoure.

Schon einmal an den unnötigen Verpackungsmüll, der nun entstanden ist, gedacht? Wer sich nicht die Mühe macht, das Klebeband vom Karton zu trennen, kann die leere Verpackung nur im Restmüll entsorgen.
Wir verwenden für unsere Verpackung ausschließlich Recycling-Material und vermeiden Plastik in der Verpackung (ausgenommen Luftpolsterfolie bei Keramik-Geschirr). Dazu zählt auch, die Verpackungen unserer Retouren wieder zu verwerten. Doch, was glaubt ihr, wie viele Händler wohl auch so arbeiten?

Wir verpacken unsere Bestellungen mit Recycling Material. Ist euch der Stempel auf eurem Chic Ethic Paket schon einmal aufgefallen?

Kostenloser Rückversand ist bei Amazon, Zalando & Co. Standard. Damit bestimmen sie den „Normalzustand“ beim Markt und bei den KonsumentInnen. Für viele Online-KäuferInnen ist es längst zur Kaufentscheidung geworden, ob ein Webshop kostenlose Retouren ermöglicht. Das Ergebnis: die Retoursendungen sind in den letzten Jahren regelrecht explodiert: jede sechste Bestellung geht an die Händler zurück, bei Mode ist es sogar jede zweite. Der oben beschriebene Idealzustand ist also in der Realität nichts anderes: ein Idealzustand, bei dem die Ausnahmen bald in ihrer Anzahl die Regel überschreiten werden.

Warum bei uns Retouren kostenpflichtig sind

Wer auf chic-ethic.at einkauft, bekommt das Schönste aus Fairem Handel nach Hause geliefert. Sollte ein Artikel doch nicht passen oder nicht gefallen, sind die Retourkosten von unseren KundInnen zu übernehmen. Damit machen wir uns sicher nicht nur FreundInnen und schließen wahrscheinlich sogar eine potentielle KundInnengruppe aus. Doch Retouren gratis anzubieten, können wir uns derzeit einfach nicht leisten. Und es ginge gegen das 10. Prinzip des Fairen Handels, das wir nicht nur predigen, sondern auch vorleben möchten: den Schutz der Umwelt.

Um Retouren zu vermeiden, versuchen wir, unsere Produkte so gut wie möglich mit Beschreibungen, Maßtabellen und Bildern auszustatten. Wer bei uns nachfragt, bekommt auch mal ein Foto davon, welche Farbe die Ledertasche im Sonnenlicht hat oder wie das Bio-T-Shirt in Größe XL getragen aussieht. Wir haben das Glück, dass unsere KundInnen meist genau wissen, was sie wollen. Sie achten selbst auf Nachhaltigkeit und möchten Retouren vermeiden, indem sie eben nicht jede Bluse in zwei Größen bestellen, sondern sich vorher erkundigen, wie der Artikel geschnitten ist.

Online Shopping
Online-Shopping: für KonsumentInnen ein Segen, für Händler manchmal ein Fluch…

Fazit: it’s complicated

Was ist denn jetzt mit den Online-Bestellungen: sind sie umweltfreundlich als der Kauf vor Ort oder nicht? Nun, man kann leider nicht so einfach und eindeutig sagen, was die klimaschonendere Variante ist, denn es hängt vom einzelnen Fall ab.

Solange keine „Extrawürschtl“ wie Retouren nötig sind, kann man auf jeden Fall ohne schlechtes Gewissen online bestellen. Denn wenn ihr auch online in der Region einkauft, unterstützt ihr genauso die heimische Wirtschaft, die es gerade dringend notwendig hat!

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert