Fairer Handel, Klimaschutz und Migration gehen Hand in Hand

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Wussten Sie das? Wer ein fair gehandeltes Produkt kauft, tut auch etwas für den Umwelt- und Klimaschutz und verhindert Migration. Wie das alles zusammenhängt, erzählen wir hier.

Im Fairen Handel geht es nicht nur um das Zahlen eines „fairen Preises“ für ein Produkt. Eines Preises, von dem die ProduzentInnen und BäuerInnen auch leben können. Nein, im Fairen Handel geht es auch um folgende Themen: Biologische Landwirtschaft, Biodiversität, Mischkulturen, umweltschonende Produktion, Ressourcenschonung, den Aufbau von selbstbestimmten Genossenschaften, Gleichberechtigung, Weiterbildung und globale Solidarität. Ein ganz schön großes Paket an Themen also.

Fair Trade Partnerschaft Guatemala und Österreich
Von Mensch zu Mensch; am Beispiel einer Fair Trade Partnerschaft zwischen Guatemala und Österreich

Der „rote Faden“: die 3 großen Themen der Nachhaltigkeit

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass da viele unzusammenhängende Themen im Raum stehen. Wenn man genauer hinsieht, erkennt man aber den „roten Faden“, der die Idee des Fairen Handels so attraktiv macht. Denn es hängen die drei großen Themen der Nachhaltigkeit im Fairen Handel zusammen: Die Ökologie, die Ökonomie und das Soziale.
– Ohne Umweltschutz (Ökologie) stirbt unsere Lebensbasis.
– Ohne Wirtschaft (Ökonomie) können wir nicht essen, wohnen, unsere Kinder zur Schule schicken.
– Ohne soziales Netz überleben wir nicht, wenn wir krank, alt oder in Not sind.
Daraus ergibt sich die Forderung nach einer globalen Wirtschaft, die ökologisch und sozial ist.

Der Fair Handel fordert: Öko-soziales Wirtschaften!

Der Faire Handel fordert genau das: Öko-soziales Wirtschaften. Weltweit.
Damit wir unseren Planeten für die zukünftigen Generationen lebenswert erhalten. Damit Menschen wie die jüngste Tochter der Kaffeebäuerin Carmelina nicht aus wirtschaftlichen oder klimatischen Gründen von zu Hause flüchten müssen.

Carmelinas Tochter im Bio-Garten
Carmelinas kleine Tochter in ihrem Garten

So nicht!

Die lateinamerikanische Kaffeebäuerin Carmelina arbeitet nicht als rechtlose Tagelöhnerin auf der riesigen Monokultur-Plantage eines Großgrundbesitzers. Sie ist nicht dem rücksichtslosen, großflächigen Pestizideinsatz auf den Feldern ausgesetzt. Sie verliert nicht von einem auf den anderen Tag ihre Existenzgrundlage. Sie muss nicht darum fürchten, dass ein Vorarbeiter oder der Großgrundbesitzer beschließen, ihren Lohn zu kürzen, diesen gar nicht zu zahlen, oder sie zu entlassen.

Arbeitsbedingungen Tafeltrauben Lidl
Quelle: Oxfam Deutschland

Stattdessen:

Stattdessen ist Carmelina Mitglied einer Genossenschaft von KleinbäuerInnen. Auf ihrem Grundstück baut sie in Mischkulturen Obst und Gemüse für ihren Eigenbedarf an. Dazu mischt sie Kaffeesträucher, um damit Geld zu verdienen. Ihr eigenes Obst und Gemüse und einige Ziegen und Hühner erlauben ihr, die Ernährung ihrer Familie großteils abzudecken. Dank dem Verkauf von Kaffee erzielt sie ein Einkommen, mit dem sie jene Dinge kaufen kann, die sie nicht selbst produziert. Außerdem kann sie damit ihre Kinder zur Schule schicken und bei Bedarf auch eine ärztliche Behandlung zahlen.

Carmelina in ihrem Bio-Misch-Garten
Die guatemaltekische Kaffeebäurin Carmelina in ihrem Garten

Genossenschaftlich organisiert

Carmelina ist mitsprache- und entscheidungsberechtigtes Mitglied einer Genossenschaft, die den Kontakt zu den Fair Trade Kaffeeeinkäufern aus Amerika und Europa hält. Diese Genossenschaft verhandelt im Namen ihrer Mitglieder die Preise, organisiert den Transport und investiert in gemeinschaftliche Anschaffungen. Das könnte zum Beispiel eine Maschine für die Weiterverarbeitung des Kaffees sein.
Die Fair Trade Partnerschaft gibt den Bäuerinnen Sicherheit: Sie garantiert ihnen einen Mindestpreis für ihren Kaffee. Mindestens diesen bekommen sie immer, egal wie niedrig der Weltmarktpreis gerade ist. Ist der Weltmarktpreis gerade höher als dieser vereinbarte Mindestpreis, bekommen die Bäuerinnen natürlich den höheren Weltmarktpreis ausbezahlt.

Kaffee Preis Fairtrade und Mindestpreis

Bio-Anbau und Mischkultur

Weil unsere Kaffeebäuerin aber nicht nur eine krisensichere Mischkultur auf ihrem Grundstück betreibt, sondern auch unabhängig von Chemie- und Agrarkonzernen sein will, hat sie sich für die biologische Landwirtschaft entschieden. Sie erzeugt auf ihrem Boden den nötigen Kompost für ihre unterschiedlichen Pflanzen und braucht so kein zusätzliches Geld für teure Agrochemie.
Der Bio-Anbau hat aber noch einen anderen großen Vorteil: Beim Verkauf ihres Bio-Kaffees wird ihr eine Bio-Prämie für ihren Kaffee bezahlt. Da der Bio-Kaffee nicht nur gesünder, sondern aufgrund der sorgfältigen Verarbeitung auch besser ist, bekommt sie zusätzlich eine Qualitätsprämie.

Bio-Garten Carmelina
Carmelinas Garten: Ein Paradies an Blumen, Kräutern, Gemüse, Obst, Bäumen, Gräsern und Sträuchern

Win-win-Situation für Umwelt, Klima und Mensch

Insgesamt eine echte Win-win-Situation: Artenvielfalt und Biodiversität wirken negativen Umweltentwicklungen entgegen. Auf die Auswirkungen des Klimawandels kann durch diese Vielseitigkeit leichter reagiert werden. Umwelt, Klima und Menschen gewinnen durch den Verzicht auf Pestizide und die gepflegte Vielfalt. Der Boden ist widerstandsfähiger und fruchtbarer dank der Mischkultur und des Bio Anbaus. Es profitieren Insekten, Vögel, Bienen und die Menschen, die hier leben. Diese Menschen sind gesünder, unabhängiger und selbstbestimmter. Sie haben weniger Grund, von zu Hause fort zu gehen.

Der Faire Handel: Dem „Leitbild nachhaltiger Entwicklung“ verpflichtet.

Die Verbindung von Ökologie, Ökonomie und Sozialem: Der Faire Handel ist voll und ganz dem „Leitbild nachhaltiger Entwicklung“ verpflichtet. Und das nicht erst seit 1992*, sondern schon seit über 40 Jahren!

* 1992 verpflichteten sich 178 Nationen in Rio de Janeiro auf der „United Nations Conference on Environment and Development“ (UNCED) zum „Leitbild nachhaltiger Entwicklung“

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