Am 8. März ist Internationaler Frauentag. In vielen Ländern, aus denen wir unsere Produkte beziehen, ist Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen ein Fremdwort und die Repressionen gegen Frauen sind oft größer, als wir es uns vorstellen können. Nicht zuletzt deshalb lautet eines der zehn Grundprinzipien des Fairen Handels: Gleichberechtigung.
Selbstbestimmte, starke Frauen stehen hinter vielen Produkten, die wir bei Chic Ethic verkaufen. Starke Frauen stehen auch an der Spitze vieler Fair-Trade-Organisationen und Kooperativen, aus denen diese Produkte stammen. Tatsächlich sind es so viele Frauen – auch in leitenden Positionen – dass man fast meinen könnte, die Idee des Fairen Handels wäre ursächlich weiblich.
Starke Frauen an der Spitze von Fair-Trade-Organisationen
Gleich fallen mir dazu einige dieser beeindruckenden, starken Frauen ein, denen ich selbst begegnet bin:
Mirian, die Managerin der Kaffee-Kooperative CIASFA in den Bergen Guatemalas. Roopa Mehta, Urgestein der internationalen Fair-Trade-Szene und Gründerin von SASHA, einer der bekanntesten und größten indischen Fair-Trade-Organisationen mit Sitz in der Megacity Kalkutta. Roopa ist auch Päsidentin der WFTO, der World Fair Trade Organisation. Tran Tuyet Lan, die Managerin der renommierten vietnamesischen Fair-Trade-Organisation CRAFT LINK mit Sitz in Hanoi. Hoai Nguyen, die Taschenspezialisten mit ihrem kleinen Familienbetrieb, ebenfalls aus Vietnam. Dolores Benitez Espinoza, Kaffeebäuerin und Mitglied der Frauenkooperative APROLMA in Honduras, die mit dem Tod bedroht wird, weil sie als Frau selbständige Unternehmerin ist. Barbara Kofler, Gründungsmitglied und jahrzehntelang Obfrau der Weltläden Österreich. Andrea Reitinger und Andrea Schlehuber, beide lange Zeit Führungspersonen bei der EZA Fairer Handel GmbH, einer der wichtigsten europäischen Fair Trade Importorganisationen… diese Liste an starken Frauen im Fairen Handel ließe sich noch lange fortsetzen.
Starke Frauen in der Fair-Trade-Produktion
Doch nicht nur Frauen in Führungspositionen sind typisch für den Fairen Handel: Es sind auch vorwiegend Frauen, die in der Produktion durch den Fairen Handel gestärkt werden. So versuchen sie, sich und ihren Kindern ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen. Und das nicht selten gegen den Widerstand ihrer Männer. Denn vielen Männern ist es gar nicht recht, wenn sich ihre Frauen bilden, emanzipieren und eventuell sogar finanziell unabhängig von ihnen werden.
Auch hier fallen mir sofort einige beeindruckende Beispiele ein: Vor ein paar Jahren besichtigte ich einen kleinen Raum in einem Slum von Mumbai (Bombay), in dem vor über 30 Jahren einige Frauen mit Unterstützung einer spanischen Ordensschwester begannen, an ein paar Nähmaschinen Kleider zu nähen, um ihre Familien aus der absoluten Armut zu befreien. Heute beschäftigt der Fair-Trade-Betrieb Creative Handicrafts mehrere Hundert Näherinnen. (Bei uns erhältliche Kleidung von anukoo und People Tree stammen aus dieser Näherei).
Frauen als Unternehmerinnen trotz Todesdrohungen
In Honduras bauen Frauen in der Frauenkooperative APROLMA Kaffee an: Dolores Benitez Espinoza, Mitglied dieser Kooperative, berichtete mir, dass sie auch noch nach Jahren Todesdrohungen von Männern bekommt, weil sie mit anderen Frauen selbständig Kaffee auf ihrem eigenen Land anbaut. Unabhängige, selbständige Frauen scheinen für diese Männer eine echte Bedrohung darzustellen.
Im Südsudan an der Grenze zu Uganda baute die Grazerin Eva Hönle vor Jahren unter beeindruckendem persönlichem Einsatz das Projekt Lady Lomin auf. Mehrere Dutzend Frauen fanden dort seit dem Jahr 2008 Arbeit und ein regelmäßiges Einkommen. Saubere, große, helle, witterungsgeschützte Arbeitsräume wurden gebaut, nach und nach Webstühle angeschafft und sogar ein kleiner Shop zum Verkauf der eigenen Produkte betrieben. Inzwischen wurde dieses engagierte Projekt leider von marodierenden Bürgerkriegsmilizen geplündert und zerstört, die Bevölkerung vertrieben…
Fairer Handel, ein Handel für die Stärkung vieler tausender Frauen
Es lässt sich nicht leugnen: Vor allem Frauen und Kinder sind die Leidtragenden von Armut, Ungleichbehandlung, Ausbeutung und Machtmissbrauch. Ein Wirtschaftskonzept wie der Faire Handel, das auf Chancengleichheit, faire Bezahlung und Ausbildungsmöglichkeiten setzt, ist demnach vor allem ein Konzept für die Stärkung der Benachteiligten im Produktionsprozess. Anders gesagt: Empowerment für viele tausende Frauen und ihre Familien!