Plastik im Ozean

Plastik zur Hauptspeise: Was das mit Kleidung aus Polyester zu tun hat, erklären wir hier.

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Immer mehr Kleidung wird aus Polyester hergestellt. Auch im Öko-Textil-Bereich enthält immer mehr Mode sogenanntes „Recycling Polyester“. Warum ist das so kritisch zu sehen und was hat das mit unserem Essen zu tun?

Polyester Textilien sorgen für problematische Umweltverschmutzungen.
Polyester ist die Nummer Eins unserer Mode-Textilien. 60% der Kleidung wird heute ganz oder teilweise aus der Kunstfaser gefertigt.

Mehr als die Hälfte (!) der heute hergestellten Mode besteht zur Gänze oder teilweise aus Polyester. Das hat drei einfache Gründe: Erstens, Polyester ist eine vielseitige Faser, aus der nicht nur Blusen und T-Shirts, sondern auch Fleece-Jacken oder Kunstpelz-Mäntel erzeugt werden. Zweitens, das Material ist äußerst billig herzustellen, weshalb es Naturfasern wie zum Beispiel Baumwolle in der Bekleidungsindustrie längst überholt hat. Drittens macht die Beimischung von Polyester zu Baumwoll- oder Wollstoffen das Gewebe dehnbarer und reißfester. Auch manche Ökotextil-Labels setzen inzwischen auf die Beimischung von „Recycling-Polyester“; das ist meist Polyester, das aufgrund Überproduktion übrig geblieben ist.

Mit jedem Waschgang gelangen tausende Mikrofasern in unsere Gewässer

Unsere Kleidung verliert mit jedem Waschgang tausende Fasern, die über das Abwasser in Flüsse und Ozeane gelangen. Im Fall von abbaubaren Naturfasern ist das kein Problem. Im Fall von Kuststoffen wie Polyester aber schon: Bei jedem Waschgang entstehen große Mengen in der Natur nicht abbaubare Mikroplastikteilchen. Das sind winzig kleine Kunststoffpartikel, die jede Waschmaschine ins Abwasser spült. Unsere Kläranlagen können die kleinen Mikroplastikteilchen nicht herausfiltern. Sie landen also in unseren Flüssen, Seen und Meeren. Jährlich sind das insgesamt 1,5 Millionen Tonnen weltweit, die in Form von Mikroplastik ins Wasser gelangen, zwei Drittel davon stammen von unserer Bekleidung. Allein in Österreich werden pro Jahr 126 Tonnen Plastikpartikel (entspricht 4 Millionen PET Flaschen) über die Waschmaschinen ins Abwasser gespült. (Siehe „Primary microplastics in the oceans“; Boucher, Julien; IUCN, 2017 und science.orf.at.)

Textilien in der Waschmaschine: jeder Waschgang lässt die Kleidung Fasern verlieren.
Jedes Kleidungsstück gibt während des Waschen Fasern ab. Während Naturtextilien wie Baumwolle biologisch abbaubar sind, machen uns Polyesterfasern, die in die Umwelt gelangen, langfristig Probleme.

Vom Wasser in die Nahrung: Wir essen und trinken Mikroplastik

Die Flüsse und Meere sind aber längst nicht die Endstation. Fische und andere Lebewesen nehmen das Mikroplastik mit der Nahrung auf, werden davon krank oder können es nicht mehr ausscheiden. Im Zuge der Nahrungskette landet ein Teil der Mikrofasern unserer Kunststoff-Kleidung am Ende wieder auf unseren Tellern. Mikroplastik Partikel wurden in menschlichen Ausscheidungen nachgewiesen, in unseren Böden, im Grundwasser, im Arktis-Eis und sogar in der Luft. Welche Auswirkungen das Mikroplastik auf uns Menschen hat, wird derzeit in Studien intensiv erforscht. Dass massenhaft Vögel, Fische, Wale und andere Tiere am Mikroplastik sterben, ist erwiesen.

Meere und Flüsse voller Mikroplastik, sichtbar bis mikroskopisch klein

Ob das Mikroplastik aus Polyester oder Recycling-Polyester stammt, ist der Umwelt egal

Immer mehr Modelabels, auch Öko-Labels, mischen ihrer Kleidung, zum Beispiel in Hoodies oder Jeans, Recycling-Polyester bei. Die Stücke werden dadurch günstiger, strapazierfähiger, dehnbarer und bekommen auch einen „Öko-Anstrich“. Denn bei Recycling-Polyester wird kein neues Plastik produziert, da Restbestände aus Überproduktionen oder wiederaufbereiteter Plastikmüll verwendet werden. Der große Haken bei der Geschichte: der Effekt der Umweltverschmutzung beim Waschen ist der gleiche. Der Natur ist es eben egal, ob die schädliche Mikrofaser aus Polyester oder aus Recycling-Polyester stammt. Deshalb sehen wir diese Entwicklung auch kritisch. Aus diesem Grund achten wir auch darauf, möglichst keine Mode mit Polyester-Beimischung anzubieten. Leider gelingt uns das nicht zu 100%, speziell bei Jeans und Hoodies.

Die Alternative: Kleidung aus abbaubaren Naturfasern.

Bio-Baumwolle, Hanf, Leinen, Wolle, Seide, Kapok, Bambus… es gibt die Kleidung aus reinen Naturmaterialien, die nicht zum Restmüll werden, sobald man sie nicht mehr trägt. In einem unserer nächsten Blogbeiträge werden wir uns mit einigen dieser Naturfasern näher beschäftigen. Vorteile, Nachteile und die speziellen Eigenschaften der einzelnen Fasern werden wir genauer unter die Lupe nehmen…

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