Wir werden oft gefragt, wie wir unsere Fair Trade Partner*innen für das Chic Ethic Sortiment auswählen. Unsere Kriterien für neue Fair Fashion Labels und neue Handwerkspartner*innen in den Chic Ethic Stores möchten wir hier etwas genauer vorstellen.
Zwei Voraussetzungen: Fair und Biologisch
Fair Trade ist Muss. Unsere Produkte müssen unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Das ist unsere kompromisslose Bedingung für eine Partnerschaft. Die Idee des Fairen Handels ist die Basis unserer Unternehmensphilosophie. Denn wir sehen das Wohlergehen der Menschen als Schlüssel für die Lösung zahlreicher Krisen: Umweltzerstörung, Kriege, Fluchtbewegungen, Bildung, Gesundheit, Überbevölkerung und einige mehr.
Viele Studien belegen, dass ein gewisser Mindestwohlstand notwendig ist, um sich überhaupt Gedanken über den Schutz der Umwelt machen zu können; um überhaupt in der Heimat zu bleiben, um die Familie zu ernähren; um die Bildung der Kinder zu ermöglichen; um gesund zu bleiben. Ist dieser Mindestwohlstand nicht vorhanden, geht es nur um das tägliche Überleben. Das ist leider nach wie vor die Realität von vielen Millionen Menschen auf der ganzen Welt.
Unserer Fair Trade Partner*innen, die z.B. in Asien oder Südamerika produzieren, bieten ihren Mitarbeiter*innen regelmäßige Gehälter über dem ortsüblichen Lohnniveau, sichere Arbeitsbedingungen, Krankenversicherungen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Kinderbetreuung und vieles mehr. Viele unserer Partner*innen arbeiten nach Standards, die selbst in Europa nicht überall zu finden sind.
Bio ist die logische Ergänzung. Die Natur bietet die Ressourcen für unser Wohlergehen und das der zukünftigen Generationen. Deshalb müssen wir sie schützen. Und das gelingt am Besten, wenn wir die Dinge, die wir brauchen, biologisch produzieren. Bio-Herstellung heißt Wasser, Böden, Luft, Tiere und Pflanzen zu schützen.
Bio ist deshalb für uns die logische Ergänzung zu Fair Trade! Deshalb ist uns auch, neben der Art, wie Mode hergestellt wird, das Material so wichtig. Keine giftigen Pestizide, keine Monokultur, artgerechte Tierhaltung und umweltfreundliche Farben sind einige der Mindeststandards von Bio-Kleidung. Immer mehr unserer Partner*innen arbeiten auch mit recycelten Materialien oder alternativen Materialien wie Hanf- oder Bambusfasern.
Anerkannte Zertifizierung unserer Fair Trade Partner*innen
Dass unsere Fair Trade Partner*innen auch halten, was sie versprechen, garantieren unabhängige Zertifikate. Wir vertrauen nur ganz wenigen Siegeln, die nach unserer Erfahrung garantiert unabhängig arbeiten und strenge Mindeststandards einfordern. Dabei ist genau zwischen sozialen Standards (faire Arbeitsbedingungen) und ökologischen Standards (Bio-Produktion) zu unterscheiden. Das eine hat nicht unbedingt etwas mit dem anderen zu tun. Am Beispiel zweier Standards, die wir sehr schätzen, wird das deutlich: In Sachen Soziales, also faire Arbeitsbedingungen, ist das Fair Wear Siegel besonders hochwertig, dies zertifiziert allerdings nicht die ökologischen Kriterien des Materials. Im Gegensatz dazu garantiert der OCS 100 (Organic Content Standard), dass die hergestellten Textilien mindestens aus 95% Bio-Fasern bestehen. Dieser garantiert aber wiederum keine fairen Arbeitsbedingungen.
Das wichtigste Siegel im Modebereich ist GOTS (Global Organic Textile Standard): Es zertifiziert sowohl die Bio-Qualität als auch die faire Produktion eines Produkts und zwar vom ersten bis zum letzten Schritt der Produktion.
Fair Fashion ohne GOTS-Zertifikat – kann das etwas Gutes sein?
Ja, durchaus! Denn es gibt viele Gründe, warum ein Kleidungsstück das GOTS Zertifikat nicht tragen kann. Nicht alle Materialien lassen sich bio-zertifizieren (z.B. die nachhaltige Viskosefaser ECOVERO™ oder recycelte Baumwolle). Außerdem muss JEDER Arbeitsschritt 100% GOTS zertifiziert sein, damit das Kleidungsstück das Siegel tragen darf. Das betrifft ALLE Firmen, die am Wertschöpfungsprozess des Produktes beteiligt sind. Kleine Labels können sich den aufwendigen Zertifizierungsprozess oft nicht leisten.
Manchmal reicht ein winziger Arbeitsschritt, der nicht GOTS zertifiziert ist, damit das Produkt kein GOTS Zertifikat tragen darf. Wenn zum Beispiel das kleine Markenlabel, das am Ende der Produktion in die Kleidungsstücke eingenäht wird, nicht den GOTS -Kriterien entspricht, gibt es auch kein GOTS Zertifikat für das Kleidungsstück. So einfach so streng.
Das bedeutet, dass ihr vielleicht schon das eine oder andere Kleidungsstück zuhause hängen habt, das fair und bio hergestellt wurde, auch wenn es kein entsprechendes Siegel aufgenäht hat. Aber dafür sind strenge Siegel eben da: dass sie genau sind.
Einige unserer Fair Fashion Partner*innen ohne GOTS-Zertifikat sind durch andere unabhängige Siegel wie FAIR WEAR, OCS100, FAIRTRADE oder MADE IN GREEN ausgezeichnet (zum Beispiel unsere neue Unterwäsche-Linie von Calida). Bevor wir eine neue Marke ins Sortiment aufnehmen, schauen wir uns selbst aber an -im Rahmen unserer Möglichkeiten als relativ kleines Unternehmen- ob die Firma zu unseren Ansprüchen passt. Anhand von zur Verfügung gestellten Dokumentationen und in persönlichen Gesprächen bekommt man bald ein Gefühl dafür, wie ernst ein Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit nimmt. Greenwashing und Blabla kommen relativ rasch ans Licht: Nachhaltigkeitsbroschüren, die von der Marketingabteilung erstellt wurden, schauen einfach anders aus, als seriöse Berichte.
Ganz wichtig: Greenwashing erkennen und nicht mitmachen
Es ist kaum zu glauben, was und wer sich heute als „grün“ oder „nachhaltig“ bezeichnet. Wenn man mit jemanden ins Gespräch kommt, merkt man aber schnell, für wen Nachhaltigkeit nur etwas ist, das man fürs Marketing braucht. Man erkennt aber auch rasch, wer sich ernsthaft mit einer nachhaltigen, bio-fairen Wirtschaft beschäftigt. Unsere Hintergrund-Fragen drehen sich immer um folgende Themen: Wie sehen unsere zukünftigen Partner*innen ihre soziale Verantwortung in den Produktionsländern, zum Beispiel in Indien, Bangladesch oder China? Welche konkreten Massnahmen werden vor Ort umgesetzt? Welche Zertifizierungen gibt es? Gibt es Dokumentationen? Wie langfristig sind die Beziehungen zu den Produktionsstätten? Ist die Lieferkette transparent? Wie nachhaltig sind die Verpackungen und Transportwege? Was passiert mit saisonaler Ware, die nicht verkauft wird?
Manche kommen bei solchen Fragen ganz schnell ins Stottern oder antworten mit nichtssagenden Nachhaltigkeits-Floskeln. Andere haben nicht nur ausführliche Antworten darauf, sondern freuen sich sogar, darüber sprechen zu können. Ein besonderes Zeichen der Transparenz ist für uns, wenn auch darüber gesprochen wird, was noch nicht so gut funktioniert. Das zeigt uns dann, dass die Gesprächspartnerinnen wirklich wissen, wovon sie sprechen und auch regelmäßig vor Ort bei den Produzentinnen sind. Seriöse Partner*innen überprüfen regelmäßig ihre eigene Produktionskette und arbeiten an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen.
Und letzten Endes zählen Qualität, Preis & Design
Bei der Auswahl einer neuen Fair Trade Partner*in oder eines neuen Fair Fashion Labels ist die faire und nachhaltige Produktion für uns Voraussetzung. Aber das heißt noch lange nicht, dass dann unsere Kund*innen die Produkte auch kaufen. Denn es gibt -last but not least- noch immer die großen Kriterien Qualität, Preis und Design: diese sind kaufentscheidend. Manchmal ist es für uns die Quadratur des Kreises, Produkte zu finden, die all diesen Kriterien entsprechen. Diese Arbeit ist enorm viel aufwendiger, als einfach bei einem beliebigen, konventionellen Großhändler einzukaufen, dem Ökologie und Fairness egal sind. Aber das ist eben unser Job: Für unsere Kund*innen das Beste aus Fairem Handel zu entdecken. Damit sie mit gutem Gewissen die Produkte lieben können, die sie bei uns finden – chic und ethic eben.