Kaufe fair UND BIO! Denn das ist der einzig wirklich nachhaltige Weg. Nur so werden Mensch UND UMWELT geschützt. Und beides gehört zusammen.
Warum Bio so enorm wichtig ist, erklären wir in diesem Blog Beitrag. Es ist der zweite Teil unseres Aufrufs zu einem nachhaltigeren, bewussteren Konsum – im ersten Teil Buy Fair! ging es um die Notwendigkeit fairer Produktionsbedingungen. Zuerst einmal das Wichtigste zum Thema Bio auf den Punkt gebracht:
Das Wichtigste auf einen Blick
+ Bio-Produkte sind gesünder für uns Konsument*innen
+ Bio-Landwirtschaft hält die Böden fruchtbar
+ Bio-Anbau ist überlebensnotwendig für Pflanzen und Tiere
+ Bio-Produktion ist gesünder für die Produzent*innen
Warum Bio so wichtig ist und nicht zwingend etwas mit fair zu tun hat, aber haben sollte.
Ein weit verbreitetes Missverständnis möchte ich gleich zu Beginn ausräumen: Bio ist nicht zwangsläufig fair und fair ist nicht unbedingt bio. Wenn auf einem Produkt ein Bio-Zertifikat drauf ist, können trotzdem Arbeiter*innen dafür ausgebeutet worden sein. Das heißt nicht, dass bei dem Zertifikat gemogelt wurde. Das Bio-Zertifikat zeigt eben nur, wie der jeweilige Rohstoff (die Baumwolle, die Tomate, der Apfel) behandelt wurde. Aber nicht, wie die Menschen behandelt wurden, die mit diesem Rohstoff zu tun hatten. Echte Nachhaltigkeit sollte aber beides garantieren: Umweltschutz und Menschenschutz!
Dass Bio nicht zwangsläufig fair bedeutet – dafür gibt es erschreckende Beispiele. Eines der bekanntesten ist die Situation der Arbeiter*innen im spanischen Almeria. Dort gibt es ein etwa 35 km² (!) großes Gebiet, das „mar de plástico“ (Plastikmeer) genannt wird. In den endlosen Gewächshäusern werden tausende (meist afrikanische Erntehelfer*innen mit Fluchthintergrund) illegal ausgebeutet. 25€ Lohn für einen ganzen, harten Arbeitstag in den brütend heißen Gewächshäusern ist üblich. Sie arbeiten ohne Sozialversicherung, ohne medizinische Versorgung und ohne Schutzausrüstung. Geschlafen wird in illegalen Baracken in der Nähe der Gewächshäuser. In den Gewächshäusern von Almeria wird auch Bio-Gemüse angebaut.
Um mehr darüber zu erfahren, empfehle ich die beeindruckende Reportage „Europas dreckige Ernte: Das Leid hinter dem Geschäft mit dem Obst und Gemüse.“
(Bayerischer Rundfunk, 2019)
Deshalb muss eine wirklich nachhaltige Wirtschaft beide Aspekte vereinen: Einerseits eine gerechte, menschenwürdige, faire Behandlung der Menschen. Und andererseits den Schutz unserer wertvollsten Ressource, unseres Planeten Erde: den Schutz der Böden und Wälder, der Luft, Flüsse und Meere. Nur durch die Beachtung beider Themen können wir Umweltzerstörung, Konflikte, Kriege und Fluchtgründe verringern. Gleichzeitig können wir damit künftigen Generationen ähnliche Ressourcen und somit Chancen bieten, wie wir sie heute noch vorfinden.
Darum ist der Bio-Anbau so wichtig.
Ein wesentlicher Beitrag zur Erhaltung unserer Ressourcen und zum Schutz der Umwelt sind Produktionsmethoden, die sich dem biologischen Anbau verschrieben haben. Warum ist der Bio-Anbau so wichtig?
1. Bio-Produkte sind gesünder für uns Konsument*innen: als Nahrungsmittel und als Kleidung am Körper.
Bio-Lebensmittel haben einen eindeutig positiven Einfluss auf unsere Gesundheit. Das zeigt eine wissenschaftliche Studie des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 2016. Der Konsum von Bio-Lebensmitteln anstatt konventioneller Lebensmittel senkt das Risiko von Allergien bei Kindern, von Übergewicht bei Erwachsenen, von Krebs, von Diabetes und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bio-Lebensmittel weisen auch einen geringeren Anteil des hochgiftigen und Krebs auslösenden Schwermetalls Cadmium auf. Im Gegensatz dazu enthalten sie deutlich mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren und gesundheitsfördernde sekundäre Pflanzenstoffe. Eine wachsende Zahl an Konsument*innen ist sich bereits bewusst, dass Essen ohne Pestizide besser für Mensch und Natur ist.
Aber auch was wir am Körper tragen, ist extrem wichtig, denn Chemikalien in Textilien sind wahre Umwelt- und Gesundheitsbomben. Konventionell hergestellte Kleidung aus Baumwolle muss bis zu 10 Mal gewaschen werden, bis sich keine oder fast keine Pestizide mehr im Stoff befinden. Ausschläge und Hautreizungen sind sind bei nicht vorgewaschener Kleidung keine Seltenheit. Eine lesenswerte Studie von Greenpeace dokumentiert eindrücklich die Problematik von giftigen Garnen für unsere Gesundheit und die Umwelt. Auch in unserem Blogbeitrag „Das dreckige Geschäft der Jeans-Produktion“ haben wir uns bereits eingehend mit dem Thema beschäftigt.
Auch hier ist klar: Gesunde Kleidung aus Naturfasern, wie zum Beispiel Baumwolle, sollte immer aus biologischem Anbau stammen!
2. Bio-Landwirtschaft erhält langfristig die Böden widerstandsfähig und fruchtbar
Pestizide werden auf Feldern ausgebracht, um die angebauten Pflanzen vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen. So werden Monokulturen auf riesen Flächen angebaut. Das große Problem dabei ist, dass die Landschafts- und Artenvielfalt verschwindet und wichtige Nützlinge, Pflanzen wie Tiere, sterben.
Der Teufelskreis: Nachdem ein Feld gespritzt wurde, sind die meisten Nützlinge vollständig abgetötet. Dadurch kommt es zu einer schnellen Wiederbesiedlung des Ackers mit Schädlingen, was eine erneute Behandlung mit Pestiziden nötig macht. So wird das Feld von einem widerstandsfähigen Biotop zu einer schädlingsanfälligen, monotonen Fläche. Ein tödlicher Kreislauf, der die Menge der eingesetzten Pestizide und die Verarmung der Böden immer weiter antreibt.
3. Bio-Anbau ist überlebensnotwendig für Pflanzen und Tiere. Nur so kann die Biodiversität erhalten werden.
In den letzten Jahrzehnten beobachten wir in Europa ein einzigartiges Insekten- und Vogelsterben. So sind von 1980 bis 2016 in der EU rund 56 Prozent aller Feldvögel wie Feldlerchen, Kiebitze, Feldsperlinge oder Stare verschwunden. Detailierte Studien auf europäischer Ebene dokumentieren diese negative Entwicklung. Bei Insekten ist die Situation noch dramatischer: Der Bestand bei Fluginsekten ist über einen Beobachtungszeitraum von 27 Jahren um über 75% gesunken. Aber auch die Pflanzenwelt ist betroffen, über 70% sind von massiven Bestandsrückgängen betroffen.
Zu den Hauptgründen für diese dramatischen Rückgange zählt die intensive landwirtschaftliche Nutzung von Flächen unter massivem Pestizideinsatz ohne Rücksicht auf Flora und Fauna. Die eintönigen, lebensfeindlichen Monokulturen erlauben schlicht und einfach kein Überleben mehr für „unproduktive“ Pflanzen, Insekten und Vögel. Für alle, die sich intensiver mit dem Thema Boden auseinandersetzen wollen, bietet der Bundesverband Boden einen kompetenten Einblick in das Ökosystem Boden und was zu dessen Erhaltung nötig wäre.
Alle einschlägigen Institutionen, die sich mit dem Thema beschäftigen, sind einer Meinung: Die konsequente Umstellung der konventionellen Landwirtschaft auf biologische Anbaumethoden wäre einer der wichtigsten Schritte für die Erhaltung der Biodiversität.
4. Bio-Produktion ist gesünder für die Menschen, die direkt damit arbeiten.
Für den konventionellen Anbau von Baumwolle wie auch von exotischen Früchten gilt: Sie sind Pestizidweltmeister. Das bedeutet für die Arbeiter*innen, dass sie massiv mit gesundheitsschädlichen Mitteln belastet werden. Was das heißt, wird am Beispiel Bananen deutlich: Flugzeuge sprühen mehrmals pro Woche Pestizide und Chemikalien über die Plantagen. Dabei spielt es keine Rolle, ob gerade Arbeiter*innen darunter sind oder nicht. Schutzkleidung gibt es keine und Atemschutz erst recht nicht. Aber auch der konventionelle Kaffeeanbau ist äußerst problematisch, wie die NDR-Reportage Bittere Ernte – Preis des billigen Kaffees eindrücklich zeigt.
Die Folgen für die Gesundheit der Arbeiter*innen, die solchen Pestiziden ausgesetzt sind, sind katastrophal: Schwindel, Erbrechen, eingeschränkte Sehfähigkeit, Hautreizungen, starke Müdigkeit, Schlaflosigkeit, unregelmäßiger Herzschlag, erhöhtes Krebsrisiko und eine erhöhter Prozentsatz behinderter Kinder. So stecken hinter den bei uns so beliebten süßen Früchten eine sehr bittere Wahrheit, wie es die NGO Oxfam treffend beschreibt. Eine detailierte, wissenschaftliche Studie über die gesundheitlichen Folgen wurde von der Wiener NGO „ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt“ im Jahr 2016 in Ecuador durchgeführt.
Giftfrei-Patentrezept: Bio!
Für einen (nahezu) pestizidfreien Konsum gibt es tatsächlich ein sehr einfaches Patentrezept: Kauft Bioprodukte! Achtet auf Bio-Kleidung und Bio-Lebensmittel! Im Bio-Anbau sind unter anderem sämtliche chemisch-synthetischen Pestizide tabu. Vergleichende Tests ergeben immer wieder, dass in Bio-Produkten kaum Pestizide nachweisbar sind. In den meisten konventionellen Produkten dagegen schon, teilweise in sehr großen Mengen. (Dass auch manche Bio-Produkte nicht komplett pestizidfrei sind, liegt an nicht auszuschließenden Verunreinigungen, etwa durch benachbarte, konventionell bewirtschaftete Felder.)
Just do it!
Wenn wir alle durch unsere Nachfrage die Produktion von Bio-Produkten stärken, verlieren die oben beschriebenen Probleme von selbst an Bedeutung. Außerdem tun wir damit nicht nur uns selbst etwas Gutes, sondern leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, zum Schutz unserer Natur und zum Schutz der Arbeiter*innen auf den Feldern und in den Fabriken. Deshalb – Just do it!
stimme dem Artikel voll inhaltlich zu.
nur möchte ich direkt im Geschäft einkaufen und auswählen.