Ist ein Produkt, zum Beispiel ein Kaffee, Fairtrade-zertifiziert, wurde den ProduzentInnen dafür eine Fairtrade-Prämie gezahlt. Wie diese verwendet wird, zeigen wir hier anhand von zwei Beispielen aus Uganda…
Fairtrade-Mindestpreis und Fairtrade-Prämie sind zwei Themen, über die viel diskutiert wird. Die beiden Themen sind eigentlich schnell erklärt: Ersteres, nämlich der Fairtrade-Mindestpreis, ist als Sicherheitsnetz zu verstehen und soll die durchschnittlichen Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion decken. Liegt der Weltmarktpreis darunter wird der festgelegte Mindestpreis gezahlt. Liegt der Weltmarktpreis darüber, muss der höhere Weltmarktpreis bezahlt werden. Zusätzlich zu diesem Preis wird eine fixe Fairtrade-Prämie ausgezahlt.
In diesem Blog-Beitrag geht es aber vor allem um zweiteres, die Fairtrade-Prämie. Diese ist eine fixe Prämie, die den BäuerInnen-Gemeinschaften zusätzlich zum Verkaufspreis gezahlt wird und ihnen gemeinsam zur Verfügung steht.
Wie wird mit dieser Prämie umgegangen? Die Kooperativen bzw. Genossenschaften entscheiden gemeinsam, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird und welche Ziele damit erreicht werden sollen. Die einzelnen Gruppen können dabei in ganz unterschiedliche Dinge investieren, je nachdem wie der Beschluss fällt. Und ja, diese Dinge können sehr konträr sein, wie die beiden folgenden Beispiele zeigen, die wir in Uganda gesehen haben.
Verwendung der Fairtrade-Prämie in der Kaffee-Kooperative „Kinone Farmers Cooperative“, Ruwenzori-Gebirge, Uganda
Hoch oben in den Bergen kochen die Kaffeebäuerinnen auf ganz einfachen Feuerstellen. Es ist eine aus Tonerde handgeformte Kochstelle, auf der ein Topf Platz hat. Das Brennholz dafür muss tagsüber in der Umgebung gesammelt werden. So sehen ein extra gelegenes Koch-Häuschen (getrennt vom Wohnhaus) und eine typische, traditionelle Kochstelle aus:
Vor einem Jahr hat die ortsansässige Kooperative beschlossen, die Fairtrade-Prämie in einen neuen Typ von Kochstellen für die Familien zu investieren. Die neuen Öfen heißen in der Fachliteratur „Lorena Stoves“ und werden auf Deutsch auch „Holzsparöfen“ genannt. Der riesige Vorteil: Die Öfen haben 2 Kochstellen statt nur einer, brauchen weniger als 50% der bisherigen Holzmenge und sind sicherer, was vor allem die kleinen Kinder schützt.
Kochen ist in Uganda Frauensache, Holz sammeln meist Kindersache. Man kann sich vorstellen, welche Erleichterung es im Alltag darstellt, wenn zum Kochen plötzlich nur mehr die Hälfte oder weniger Brennholz gebraucht wird. Ich habe mehrere Frauen vor Ort gefragt, was sie von den neuen Öfen halten: Sie waren ausnahmslos begeistert von der Funktionalität und der Arbeitsersparnis. Übrigens: Material und Arbeit für so einen Ofen kosten umgerechnet ca. 15 Euro.
Verwendung der Fairtrade-Prämie in der Kaffee-Kooperative „United Organic Coffee Growers“, Mount Elgon, Uganda
In den hügeligen, sanften Ausläufern des Mount Elgon (Grenze zu Kenia) bauen die Kaffee-BäuerInnen der Kooperative „United Organic Coffee Growers“ Qualitäts-Kaffee an. (Der sich übrigens im bio-fairen Kaffee Jambo wiederfindet, den wir in unserem Shop verkaufen.) Schon länger im bio-fairen Geschäft als ihre KollegInnen im Ruwenzori-Gebirge präsentieren sie sich wohlhabender und weniger abgeschieden als diese. So verwundert es auch nicht, dass sie die Fairtrade-Prämie in etwas investiert haben, was der Standard Journalist Andreas Sator wahrscheinlich als Negativbeispiel einer Fairtrade-Investition bekritteln würde: Material zum Party machen. Hier meine Meinung dazu:
Zwei Kuppelzelte, eine Musikanlage, Stühle, Tische, Besteck und Warmhaltebehälter für das Essen. Nicht nur wir kommen in den Genuss einer wunderbaren Abschiedsparty am Ende unseres Besuchs; Alex, der junge, dynamische Präsident der Genossenschft erzählt mir, dass sie weit und breit die Einzigen mit Partyausstattung sind. Und da in der Gegend gerne und viel getanzt und gefeiert wird, verleihen sie das Material gegen eine Gebühr. Eine echt schlaue Investition, finde ich. Nicht nur aus sozialen Gründen (Feiern stärkt die Gemeinschaft) sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen (Verleihgebühren bringen Einnahmen). Ziemlich gut, oder?