Slow Fashion ist eine Lebenshaltung. Sie ist bio und fair, man trägt sie lange, sie geht nicht jeden Modetrend mit und es zahlt sich aus, sie zu reparieren.

Bio-faire Kleidung bleibt wertvoll – im Gegensatz zu Fast Fashion.

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Fast Fashion ist wie verderbliche Ware – nach kurzer Zeit für die Händler*innen fast nichts mehr wert. Dann heißt es: „Das muss weg!“ Nicht so bei hochwertiger, bio-fairer Mode.

Im Corona Jahr bleibt den stationären Textilhändler*innen besonders viel Kleidung übrig. Aufgrund der langen Lockdown-Zeiten liegen Unmengen Kleidungsstücke in den Geschäften. Alleine in Deutschland blieben im Winter 2020/21 über eine halbe Milliarde (!) Kleidungsstücke unverkauft auf den Kleiderstangen hängen, berichtet DIE ZEIT in Ihrer Ausgabe vom 18.2.2021. Wie der konventionelle Textilhandel im Sinne des Fast Fashion Prinzips damit umgeht und was wir mit unseren bio-fairen Kleidungsstücken machen, erzählen wir hier.

So tickt Fast Fashion: nach der kurzen Saison muss das Zeug einfach nur weg. Nicht so bei bio-fairer Kleidung.
Grafisch überarbeitete Headline aus DIE ZEIT, Ausgabe vom 18.2.2021

Fast Fashion ist wie leicht verderbliche Ware: Nach kurzer Zeit nichts mehr wert.

Fast Fashion lebt davon, ganz kurzfristig für immer schneller wechselnde Modetrends zu produzieren. Das bedeutet inzwischen: alle zwei bis vier Wochen eine neue Kollektion oder Zwischenkollektion. Also zwanzig und mehr Kollektionen pro Jahr. Im deutschsprachigen Raum wird ein Kleidungsstück im Schnitt vier Mal getragen, bevor es durch ein neues ersetzt wird. Im Schnitt wird 60% mehr Kleidung gekauft, als vor 15 Jahren, hingegen nur mehr halb so lange getragen, bevor sie wieder aussortiert wird. Die Textilien sind also in kürzester Zeit wieder „out“, also Müll. Darum brauchen sie auch keine besondere Qualität aufzuweisen: ein Teufelskreis. Jetzt liegen alleine in Deutschland 500.000.000 Stück Textilien herum, sind außer Mode, oft von minderwertiger Qualität und verstopfen die Lager. Was passiert nun damit?

Wohin mit dem ganzen Modemüll?

Was passiert mit dem Fast Fashion Müll?

Nun, da gibt es für die konventionellen Textilhändler mehrere Möglichkeiten.

Variante eins: Sie können versuchen, die Ware an die EndkundInnen zu verschleudern; das bedeutet dann Rabatte bis minus 70%, manchmal sogar mehr. Auch wenn das zum Teil funktioniert, bleiben trotzdem Unmengen von Kleidung übrig, denn wer will schon Winterware im Frühling kaufen?

Variante zwei: große Mengen werden billigst an „Aasgeier“-Händler*innnen verkauft. Das sind Händler*innen, die sich auf abgelaufene Mode spezialisiert haben, diese billigst einkaufen und in Mode-Outlets für nicht einmal 10% des empfohlenen Verkaufspreises an die Enkund*innen weiterverkaufen. Das Problem dabei: Die Outlets sind oft nicht weit vom ursprünglichen Händler entfernt. Wenn die Kund*innen das mitbekommen, ist der Imageschaden für den ursprünglichen Händler und die Modemarke enorm.

Deshalb ist folgende Variante drei die sicherste.

Fast Fashion Prinzip: Weit, weit weg mit dem Zeug!

Verderbliche Fast Fashion Mode muss möglichst weit weg: damit sie am Heimatmarkt nie mehr auftaucht.

Für das weit, weit Wegbringen von großen Mengen abgelaufener Mode gibt es diskrete, spezialisierte Firmen, sogenannte „Restanten“. Eine davon, die Captiva GmbH in Deutschland, wirbt auf ihrer Website so dafür: „JUNGE, KOMM NIE WIEDER. Sicheres Abschleusen großer Mengen. Ihre Ware bekommt von uns – je nach Vereinbarung – ein One-Way-Ticket in den Nahen Osten, nach Ostasien, Amerika, Russland oder Afrika.“ Diskretion ist dabei oberstes Gebot: Die Firma gibt ihre Kund*innen nicht bekannt, entfernt die originalen Marken-Labels von allen Kleidungsstücken und verschifft nur in Länder, in denen die Originalprodukte nicht regulär verkauft werden, damit dort keine Konkurrenz entsteht (Quellen: Prosieben-Galileo, DIE ZEIT, Captiva-Website).

Variante vier ist das Vernichten, Schreddern oder Verbrennen von überflüssiger Kleidung. Hinweise dafür gibt es seit Jahren. Laut einer Reportage des dänischen TV-Senders TV2 aus dem Jahr 2017 verbrennt der schwedische Moderiese H&M jedes Jahr mehrere Tonnen neuer Kleidung in der dänischen Stadt Roskilde. Seit 2013 sollen dort jährlich durchschnittlich 12 Tonnen fabrikneuer Kleidung vernichtet worden sein. Der Sender hat Lastwagen-Lieferungen heimlich gefilmt und Ex-Mitarbeiter der Verbrennungsanlage interviewt. (Quellen: Kurier, TV2) Aber auch Luxusmarken schreddern oder verbrennen lieber ihre Produkte, als sie billiger abzugeben oder wiederzuverwerten. Damit wollen sie verhindern, dass ihre Markenkleidung in falsche Kanäle gelangt: das heißt dann „Markenpflege“. (Quelle: Die Presse)

Es geht auch anders: Wir von Chic Ethic haben in 12 Jahren noch kein einziges brauchbares Kleidungsstück weggeworfen!

Bio-faire Kleidung ist wertvoll und zeichnet sich durch Naturmaterialien, faire Produktionsbedingungen und Haltbarkeit aus. (Foto: Lanius)

Bio-faire Kleidung ist wertvoll: Alleine die verwendeten Materialien sind zum allergrößten Teil hochwertige Naturmaterialien wie Bio-Baumwolle, Wolle aus kbT (kontrolliert biologischer Tierhaltung), Seide oder hochwertige Cellulosefasern aus nachwachsenden Rohstoffen. Es steckt aber auch qualifizierte, höher bezahlte Arbeit zu fairen Arbeitsbedingungen in jedem Kleidungsstück. Und schließlich ist es im Sinne der Nachhaltigkeit, länger tragbare und haltbare Kleidung zu produzieren. All diese Faktoren machen bio-faire Kleidung wertvoll. Es würde der gesamten Idee widersprechen, solche wertvollen Stücke zu entsorgen oder zu vernichten. Bei Fast Fashion Gang und Gäbe, in der Nachhaltigkeitsszene ein No-Go.

Was machen wir mit den Stücken, die übrig bleiben?

Erstens bleiben uns nur wenige Artikel übrig, weil wir sehr genau und knapp einkaufen, im Gegensatz zum konventionellen Textilhandel, in dem ca. 30% Überschuss von vorne herein einkalkuliert werden. Ziel der Fast Fashion ist, dass niemals im regulären Verkauf die Größen ausgehen; lieber nachher etwas wegwerfen- kostet ja fast nichts! Bei uns passiert es sehr wohl, dass eine nachgefragte Größe einmal nicht da ist. Der Grund: wir wollen eben für später keine Übermengen produzieren.

Zweitens verkaufen wir fast alle Stücke, die uns übrig bleiben, im Abverkauf. Der Abverkauf ist ein Geschenk für die Kund*innen, und für uns eine Chance. Warum das so ist, haben wir in unserem Blogbeitrag „Abverkauf… warum?“ beschrieben. Nach dem Abverkauf bleibt fast nichts mehr übrig. Und was trotzdem übrig bleibt, heben wir für die nächste Saison auf, so einfach ist das!

Übrigens: was sich reparieren lässt, reparieren wir.

Was wir nicht selber reparieren können, das lassen wir in benachbarten Reparaturschneidereien und- werkstätten reparieren. Davon gibt es mehr als man glaubt und es kostet weniger als man vermutet. In jeder größeren Stadt gibt es ein „Reparaturnetzwerk“, in Graz z.B. unter grazrepariert. Das Reparieren zahlt sich aber wiederum nur aus, wenn es um hochwertige Produkte geht… hier schließt sich der Nachhaltigkeits-Kreis!

Und was passiert mit den brauchbaren Stücken, die dann noch übrig bleiben? Wenn ein Produkt wirklich (z.B. wegen einem offensichtlichem Mangel, einem Fleck oder einem Webfehler) nicht verkauft werden kann, aber noch immer gut brauchbar ist, dann gehört es zu den wenigen Stücken, die noch übrig bleiben. Aber auch diese Stücke finden noch eine Verwendung: wir bieten sie dem Chic Ethic Team zur freien Entnahme an – was sehr gerne angenommen wird.

Das sind die Gründe, warum wir bei Chic Ethic in 12 Jahren (seit Bestehen des Unternehmens) noch kein einziges brauchbares Kleidungsstück weggeworfen haben!

2 Kommentare

  1. Lieber Andreas,
    vielen herzlichen Dank für euer tolles Engagement insgesamt und im Speziellen für deine tolle Aufklärungsarbeit mit diesem Beitrag!
    Ich hoffe, dass ihn viele Menschen lesen und ihn weiter teilen. Denn er ist richtig toll (und interessant) geschrieben und designt.

    1. Lieber Michael,
      danke für Dein positives und aufmunterndes Feedback! Ja, es ist uns ein echtes Anliegen, über einfache Werbebotschaften hinaus zu informieren. Es ist einfach wichtig und motivierend bei manchen Themen auch einmal in die Tiefe zu gehen 🙂
      Falls es Dich einmal an die Südgrenze des deutschsprachigen Raums verschlägt, dann würden wir uns auf einen Besuch von dir bei uns freuen! Ein Gedankenaustausch bei einem guten Gläschen südsteirischen Weins wäre doch interessant…?
      Liebe Grüße,
      Andreas

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