Eine einzelne Person kann wenig bis fast nichts verändern – ganz viele Leute aber alles! Buy Fair – ein Aufruf zur Nutzung unserer Macht als Konsument*innen.
Fair Trade, nämlich die weltweite Herstellung von Waren unter fairen Arbeitsbedingungen, sollte Standard sein. So Standard, dass man es nicht einmal mehr Fair Trade nennen müsste. Weil es nämlich die Normalität wäre. Damit es dazu kommt, gilt für uns als Konsumentinnen der Aufruf „Buy Fair – Kaufe fair“!
Leider sind wir von diesem Standard aber weit entfernt: nur etwa 1% aller Textilien werden weltweit fair gehandelt. Gerade deshalb ist Fair Trade als Teil der Weltwirtschaft so wichtig. Das Fair Trade System setzt Mindeststandards fest, überprüft diese und kennzeichnet die Produkte, damit die Konsument*innen sich beim Kauf daran orientieren können. Denn nur unabhängig geprüfte Produkte mit seriösen Siegeln und Zertifikaten liefern die Sicherheit für eine faire Behandlung der Produzent*innen. Wie bio-fairer Anbau das Leben von Kleinbäuer*innen in Indien verändert hat, könnt ihr hier nachlesen.
Von Unternehmen oder von der Industrie in deren Marketingabteilungen selbst erfundene Siegel mit einem „grünen Anstrich“ bieten diese Sicherheit nicht. Und wenn Unternehmen sagen, dass sie sich selbstverständlich an die örtlichen Gesetze eines Landes halten, dann garantiert das ebenfalls nichts: denn in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern wird unter menschenunwürdigsten Bedingungen produziert. In der chinesischen Provinz Xinjiang zum Beispiel sogar in Straf-Arbeitslagern. Das ist laut chinesischem Recht ganz legal- nach europäischem Verständnis der Menschenrechte absolut inakzeptabel. Wie immer geht es dabei am Ende um Geld, um Macht, um Konkurrenzkampf und um Unterdrückung und Ausbeutung. Das alles spiegelt sich im Preis eines Produktes wider.
Da gibt es nicht viel zu erklären: Ein Fair Trade Produkt ist nicht teuer – die anderen sind einfach zu billig!
Pass auf: wenn dir etwas „zu günstig, um wahr zu sein“ vorkommt, dann ist es das auch. Denn irgendjemand zahlt immer den wahren Preis! Wenn du es nicht bist, dann die Menschen, die das Kleidungsstück produzieren und dafür nicht ordentlich bezahlt und behandelt werden. Oder die Umwelt, die ausgebeutet und mit Müll und Abwässern verseucht wird. Deshalb sprechen wir auch oft nicht nur von einem fairen Preis, sondern auch von einem gerechten Preis. Ein gerechter Preis ist jener, bei dem weder Mensch noch Umwelt ausgebeutet werden oder zu Schaden kommen. So einfach ist die Idee – und so schwierig ist die Realität.
Die Macht von uns Konsument*innen und die Verantwortung der Politik
Wir Konsument*innen haben eine enorme Macht. Wenn viele von uns etwas wollen oder nicht mehr wollen, dann passiert das auch. (Dafür gibt es genug Beispiele.) Wenn die Mehrheit möchte, dass Menschen bei der Produktion unserer Waren nicht ausgebeutet werden, dann wird das auch passieren. Voraussetzung: Wir kaufen diese Produkte nicht mehr. Denn vor nichts haben die Unternehmen mehr Angst, als dass sie ihre Produkte nicht mehr verkaufen können!
Aber Stopp, ein wichtiger Einwand: Viele Menschen wissen gar nichts von den schlimmen Umständen in anderen Ländern oder es ist ihnen sogar egal! Ja, richtig, und genau da kommt die wichtige Rolle der Politik ins Spiel: die Politiker*innen, unsere gewählten Vertreter*innen, müssen dafür sorgen, dass menschenunwürdig hergestellte Produkte bei uns gar nicht verkauft werden dürfen. Genau wie umweltschädliche Produkte gehören auch menschenschädliche Produkte schlicht und einfach verboten. Dafür brauchen wir ganz klare, eindeutige Gesetze. Wenn man es so betrachtet, wird es ganz klar, dass die Verantwortung für eine Veränderung nicht alleine uns Konsument*innen überlassen werden darf. Die Politik ist in der Pflicht!
Pass auf: Greenwashing ist gerade superaktuell! Sogenannte „Concious Collections“ oder Ähnliches aus den Marketingabteilungen mancher Großkonzerne verheißen nichts Gutes
Nachhaltiger Konsum ist modern: davon haben auch die großen Modekonzerne schon längst Wind bekommen. Anstatt aber ihre Wertschöpfungskette auf den Kopf zu stellen und alle ihre Produktionsabläufe und Produkte fair und umweltfreundlich zu machen, bringen die Moderiesen lieber einzelne „grüne Linien“ heraus. Auf Anraten ihrer Marketingabteilungen, die sagen, dass man auf keinen Fall den Nachhaltigkeitstrend verpassen darf.
Ich sage nicht, dass alles schlecht daran ist, aber im Großen und Ganzen geht es dabei doch um Marketing. Wenn der nächste Trend kommt, wird das Thema dann ganz schnell wieder vergessen… im Gegensatz zu jenen Unternehmen, die sich bio & fair, schon lange bevor es modisch wurde, in ihre Unternehmensziele geschrieben haben.
Solche Greenwashing Kollektionen von Moderiesen nennen sich zum Beispiel „Concious Collection“. Verfeinert wird das Marketingkonzept dann noch mit selbst entworfenen „Siegeln“, die zertifizierte, ethisch korrekte und grüne Produktion suggerieren sollen.
Deshalb: Pass auf, was Du siehst! Sei kritisch und frag nach! Glaub nicht jedem Siegel, das grün aussieht!
Buy fair: Lerne die wichtigsten Siegel und Zertifikate kennen
Die Fülle an bio-fairen Siegeln und Zertifikaten wächst und wächst. Das macht für das Credo Buy Fair den Überblick und die Orientierung nicht einfacher, vor allem, wenn sich auch noch hausgemachte „Siegel“ von Konzernen daruntermischen. Hier zeigen wir Euch die wichtigsten Siegel, auf die man achten sollte und die wir empfehlen können.
Aber auch bei diesen Siegeln gibt es Unterschiede. Manche zertifizieren zum Beispiel ausschließlich die Arbeitsbedingungen, andere auch den biologischen Anbau. Manche sind Produktsiegel, die einzelne Produkte zertifizieren (z.B. Fairtrade) andere wiederum zertifizieren ganze Organisationen (z.B. WFTO-World Fair Trade Organization). Wer genauer wissen will, was hinter den einzelnen Siegeln steckt kann hier nachlesen.
Und noch etwas: FAIR geht für uns Hand in Hand mit BIO- denn die Ausbeutung der Menschen und deren Folgen ist genauso dramatisch wie die Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt. Deswegen plädieren wir auch für BUY FAIR & BUY ORGANIC. Mehr zum Thema BUY ORGANIC folgt demnächst im 2. Teil unseres Aufrufs zu einem nachhaltigeren Produktlebenszyklus…